BOSTON (Biermann) – Die Ergebnisse einer prospektiven Kohortenstudie stützen die Hypothese, dass Papillenrandblutungen eher Indikatoren für eine anhaltende Glaukomprogression sind als einzelne Ereignisse, die eine nachfolgende Progression verursachen. In der Studie, die im „American Journal of Ophthalmology“ veröffentlicht wurde, bewerteten die US-amerikanischen Wissenschaftler zusammen mit ihrem niederländischen Kollegen Johannes de Boer vom LaserLaB Amsterdam bei 124 Patienten mit einem Offenwinkelglaukom die Beziehung zwischen Papiellenrandblutungen und der Glaukomprogression. Sie stellten fest, dass einer Glaukomprogression bei der Mehrheit der Patienten Papillenrandblutungen vorausgingen.
Die Längsschnittstudie schloss 124 Patienten mit einem Offenwinkelglaukom ein, bei denen 5 Jahre lang jährlich am selben Tag folgende Untersuchungen durchgeführt wurden: Papillenfotografie (DP), Gesichtsfeld (VF), Spectral-Domain-Optische-Kohärenztomographie (SD-OCT), Scans der retinalen Nervenfaserschicht (RNFL) und des Nervus opticus. Die Dicke des minimalen Distanzbands (minimum distance band, MDB), ein 3D-Parameter des neuroretinalen Randsaums, wurde aus den Scans des Nervus opticus berechnet. Mittels ereignisbasierter Analyse wurden die Patienten als Glaukom-Progressor oder Nicht-Glaukom-Progressor klassifiziert.
Von den 124 Patienten mit einem Offenwinkelglaukom hatten 19 (15,3%) eine oder mehrere Papillenrandblutungen bei der jährlichen Papillenfotografie. Eine Papillenrandblutung war mit einer lokalisierten Progression der dreidimensionalen neuroretinalen Randsaumdicke assoziiert (superiore MDB-Progression; OR 3,96, p=0,04), nicht jedoch mit einer globalen oder inferioren MDB-Progression (p=0,14 bzw. p=0,81), einer DP-Progression (p=0,08) , einer VF-Progression (p=0,45) oder einer RNFL-Progression global, inferior oder superior (p=0,17, p=0,26 bzw. p=0,76). Bei der Mehrheit der Patienten mit einer MDB-Progression (14/17 oder 82%) wurde die Progression vor oder gleichzeitig mit dem ersten Auftreten von Papillenrandblutungen festgestellt.
(isch)