PALO ALTO (Biermann) – Ein niedriger Blutdruck (BP) ist mit einem erhöhten Risiko für ein Offenwinkelglaukom (OAG) assoziiert. Es besteht jedoch keine Evidenz für die unterschiedliche Wirkung eines behandeltem und unbehandeltem niedrigen BP. Dies schreiben die Autoren einer aktuellen Studie und unterstreichen, dass die Ergebnisse mit früheren Studien konsistent sind, die eine vaskuläre Dysregulation als potenzielle Ätiologie für die Entwicklung eines OAG annehmen.
Die Wissenschaftler schlossen 20.815 Patienten, die augenärztlich betreut wurden, in ihre retrospektive, longitudinale Kohortenstudie ein. Alle Patienten wurden ≥15 Monate lang nachbeobachtet und es war 1 BP-Messung erfolgt. Die entsprechenden elektronischen Patientenakten wurden in der Datenbank des National Institute of Health im Rahmen des All-of-Us-Forschungsprogrammes verwaltet.
Mithilfe uni- und multivariabler Cox-Regressionsmodellen überprüfte die Arbeitsgruppe die Vorhersagbarkeit des Risikos für ein OWG. Der mittlere arterielle Druck (MAP) und die Anzahl der BP-Medikamente wurden als zeitvariable Prädiktoren angegeben, um Veränderungen im Laufe der Zeit zu berücksichtigen.
Die Forscher ermittelten bei 462 Teilnehmern ein OAG. Ein niedriger BP (MAP <83,0 mmHg) war mit einem erhöhten Risiko für ein OAG assoziiert (HR 1,32; 95%-KI 1,04–1,67). Demgegenüber waren Bluthochdruck (MAP >101,3 mmHg) sowie die Anzahl an BP-Medikamenten nach Berücksichtigung von Kovariaten nicht mit einem OAG verbunden.
Als Risikofaktor für ein OAG galt es auch, wenn die Patienten Schwarze (HR 3,31; 95%-KI 2,63–4,17), lateinamerikanischer Abstammung (HR 2,53; 95%-KI 1,94–3,28), Asiaten (HR 2,22; 95%-KI 1,24–3,97), älter (≥ 80 Jahre; HR 20,1; 95%-KI 9,10–44,5) oder Diabetiker waren (HR 1,32; 95%-KI 1,04–1,67). Demgegenüber bestand bei Frauen ein geringeres Risiko für ein OAG (HR 0,66; 95%-KI 0,55–0,80). Ebenso wurden keine signifikanten Wechselwirkungen zwischen dem MAP und der Anzahl an BP-Medikamenten hinsichtlich des OAG-Risikos beobachtet.
(tt)