CHEMNITZ (Biermann) – Ein Neovaskularisationsglaukom (NVG) stellt eine schwere Komplikation bei retinalen Gefäßverschlüssen dar. Irisneovaskularisationen treten im natürlichen Verlauf nach einer Netzhautinfarzierung erst zeitverzögert auf. Den Autoren einer aktuellen Arbeit zufolge könnte jedoch eine intraarterielle Thrombolyse (IAT) eines retinalen Zentralarterienverschlusses (CRAO) durch die zeitnahe Wiedereröffnung des Gefäßes die noch hypoxischen Netzhautzellen dazu anregen, VEGF zu exprimieren, was die Entstehung eines sehr früh auftretenden NVG erklären könnte.
Die Wissenschaftler überprüften retrospektiv medizinische Aufzeichnungen zu 6 Patienten mit akutem nichtarteriitischem CRAO, bei denen im Zeitraum März 2021 bis Februar 2022 eine IAT (Off-Label) mit rekombinantem Gewebe-Plasminogen-Aktivator 4,5 bis 6 Stunden nach Symptombeginn durchgeführt wurde. Die Arbeitsgruppe überprüfte die medizinische Anamnese der Patienten sowie die prä- und postoperativen ophthalmologischen Befunde sowie die Aufnahmen der Spectral-Domain-OCT (SD-OCT).
Die Forscher ermittelten, dass bei allen 6 Patienten keine signifikante Stenose der Arteria carotis (bis auf einige Plaqueablagerungen) vorlag. Ebenso zeigte sich die ophthalmologische Anamnese ohne Befund. Bei 2 Patienten bestand ein Diabetes mellitus und 2 Patienten erlitten 2 Wochen bzw. 4 Jahre vor dem CRAO einen Apoplex.
Des Weiteren stellten die Retinologen fest, dass sich bei allen Patienten die präoperative BCVA von Lux bis Handbewegungen postoperativ nicht verbesserte. 4 Patienten entwickelten 4 bis 7 Wochen postoperativ ein akutes schmerzhaftes NVG mit Augeninnendruck (IOD)-Werten zwischen 41 und 50 mmHg. Bei allen 4 Augen erfolgte eine panretinale Laserkoagulation sowie eine intravitreale Injektion mit Bevacizumab. In 2 Fällen wurde eine Pars-plana-Vitrektomie durchgeführt. Diese Augen wurden zusätzlich mit einem Glaukom-Drainage-Implantat versorgt. 2 Augen erwiesen sich als schmerzlos erblindet.
(tt)