PALO ALTO (Biermann) – Die Häufigkeit der Injektionen mit vaskulären endothelialen Wachstumsfaktoren (VEGF), wie sie derzeit der Behandlungsstandard bei neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration (nAMD) vorsieht, sind sowohl für Patienten als auch für Ärzte und medizinisches Personal potenziell eine Belastung. Das neu entwickelte Anti-VEGF-Molekül Brolucizumab, so schreiben die Autoren einer aktuellen Übersicht, habe in klinischen Studien in einem 12-wöchigen Behandlungsschema eine längere Haltbarkeit und Verbesserung der visuellen und anatomischen Ergebnisse gezeigt. Dies deute auf sein Potenzial hin, die Therapielast zu verringern.
Präklinische Studien hätten gezeigt, dass Brolucizumab leicht in die Netzhaut eindringt und das retinale Pigmentepithel (RPE)/die Aderhaut mit minimaler systemischer Exposition erreicht, berichten die Wissenschaftler. Die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit einer einzelnen Brolucizumab-IVT bei Patienten mit therapienaiver nAMD wurde den Forschern zufolge erstmals in der Phase‑I/II-Studie SEE nachgewiesen. Die Phase-II-Studie OSPREY zeigte, dass Brolucizumab in einem 8‑wöchigen Regime in Bezug auf die bestkorrigierte Sehschärfe (BCVA) genauso wirksam war wie Aflibercept und dass sich mit Brolucizumab eine stärkere Auflösung von Flüssigkeitsansammlungen erzielen ließ. Mit Brolucizumab behandelte Patienten in der OSPREY-Studie wurden anschließend einem Dosierungsintervall von 12 Wochen ausgesetzt; die Ergebnisse lieferten wichtige Informationen für das Design und die Endpunkte der Phase-III-Studien.
In den Phase-III-Studien HAWK und HARRIER richtete sich das Brolucizumab-Behandlungsschema (12 Wochen oder 8 Wochen) nach 3 monatlichen Injektionen nach der individuellen Bewertung der Krankheitsaktivität anhand funktioneller und anatomischer Parameter (Foveadickendickenmessung [CST], intraretinale Flüssigkeit [ IRF] oder subretinale Flüssigkeit [SRF]) und wurde mit Aflibercept (8 Wochen) verglichen. Im Vergleich zur Aflibercept-Therapie wiesen weniger Augen unter 6 mg Brolucizumab eine Krankheitsaktivität auf. Die anatomischen Ergebnisse in den Wochen 16 und 48 zeigten, dass Brolucizumab in stärkerem Maße zu einer Abtrocknung führt. Darüber hinaus hielten 55,6% (HAWK) und 51% (HARRIER) der mit 6 mg Brolucizumab behandelten Patienten ein Dosierungsintervall von 12 Wochen unmittelbar nach der Bolusphase bis Woche 48 ein. Diese Phase-III-Studien haben nach Ansicht der Autoren des aktuellen Übersichtsartikels gezeigt, dass das 12-wöchige Brolucizumab-Regime ebenfalls wirksam und sicher ist und gleichzeitig die mit regelmäßigen IVT-Injektionen bei nAMD-Patienten verbundene Therapielast verringert.
(ac)