NORTHWOOD (Biermann) Der Wirkstoff Tebentafusp gehört einer neuen Klasse von bispezifischen Fusionsproteinen an. Er besteht aus einem mit einer Anti-CD3-Immuneffektorfunktion verknüpften, löslichen, affinitätsverstärkten HLA‑A*02:01-restringierten T‑Zell-Rezeptor. Dieser ist spezifisch für das Gykoprotein-100(gp100)-Peptid, welches von Melanozyten und Melanomen exprimiert wird. Sobald Tebentafusp an den gp100-HLA-Komplex gebunden ist, werden polyklonale T‑Zellen über CD3 aktiviert, zu den Metastasen gelenkt, und setzen dort Zytokine frei.
Eine aktuelle Studie hat nun gezeigt, dass Tebentafusp zu einem längeren Gesamtüberleben (OS) bei metastasiertem Aderhautmelanom führt als bisher verfügbare Chemotherapeutika.
Die Wissenschaftler nahmen 378 unbehandelte HLA‑A*02:01-positive Patienten mit metastasiertem Aderhautmelanom in die offene Phase-III-Studie auf, und ordneten sie randomisiert im Verhältnis 2:1 der Tebentafusp-Gruppe (252 Patienten) oder der Kontrollgruppe (126 Patienten) zu. Die Kontrollgruppe erhielt eine Monotherapie im Ermessen des Prüfarztes – je nach Laktatdehydrogenasespiegel (Parameter für Zellschaden) – mit den Immun-Checkpoint-Inhibitoren Pembrolizumab oder Ipilimumab oder dem Alkylans Dacarbazin. Die Studiengruppe legte als primären Endpunkt das OS fest.
Die Forscher ermittelten in der Intention-to-Treat-Analyse ein OS nach 1 Jahr von 73% in der Tebentafusp-Gruppe und 59% in der Kontrollgruppe (HR für Tod 0,51; 95%-KI 0,37–0,71; p<0,001). Ebenso stellten die Tumorexperten in der Tebentafusp-Gruppe nach 6 Monaten ein signifikant höheres progressionsfreies Überleben von 31% gegenüber 19% in der Kontrollgruppe fest (HR für Progression oder Tod 0,73; 95%-KI 0,58–0,94; p=0,01).
Als behandlungsbedingte Nebenwirkungen traten in der Tebentafusp-Gruppe Zytokin-vermittelte Ereignisse aufgrund der T‑Zell-Aktivierung und dermatologische Ereignisse aufgrund der gp100-positiven Melanozyten Hautausschlag (83%), Fieber (76%) und Juckreiz (69%) auf. Diese nahmen nach 3–4 Behandlungen an Häufigkeit und Schwere ab, und führten selten (2%) zu einem Therapieabbruch. Es traten keine behandlungsbedingten Todesfälle auf.
(tt)