LONDON (Biermann) Ibrutinib ist ein niedermolekulares antineoplastisches Medikament aus der Gruppe der Tyrosinkinase-Inhibitoren, welches für die Therapie von hämatologischen Erkrankungen zugelassen ist.
Bekanntermaßen kann Ibrutinib zu Sehstörungen führen, jedoch sind bisher Fälle einer Ibrutinip-assoziierten Uveitis nicht beschrieben worden.
In einer aktuellen Veröffentlichung haben Ophthalmologen nun 2 Kasuistiken vorgestellt, bei denen ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen der Behandlung einer chronisch lymphatischen Leukämie mit Ibrutinib und dem Auftreten einer schweren Uveitis bestand.
Bei dem 1.Fall handelte es sich um eine 65-jährige Frau, bei der es 1 Tag nach Beginn der Ibrutinib-Therapie zu einer akuten bilateralen fibrinösen anterioren Uveitis gekommen war. Der Visus betrug am rechten Auge Handbewegungen und am linken Auge 20/120. Funduskopisch zeigte sich eine hyperämische Papille und subretinale Flüssigkeit am hinteren Pol. Daraufhin wurde Ibrutinib abgesetzt, und es kam unter der Behandlung mit lokalen und oralen Kortikosteroiden zu einer signifikanten Verbesserung des Befundes.
Im 2.Fall ging es um einen 64-jährigen Mann, der in den letzten 9 Monaten mit Ibrutinib behandelt wurde. Bei Vorstellung lag der Visus am rechten Auge bei 20/80 und am linken Auge bei 20/60. Anamnestisch waren die Beschwerden subakut und es zeigte sich eine bilaterale hypertensive anteriore Uveitis mit hinteren Synechien der Pupille und ein rechtsseitiges Hyphäma. Die Inflammation reagierte schlecht auf die lokale Corticosteroid-Therapie. Nachdem jedoch Ibrutinib aufgrund kardialer Nebenwirkungen abgesetzt werden musste, verschwand auch die Uveitis.
Die Wissenschaftler resümieren, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Ibrutinib-Behandlung und der aufgetretenen Uveitis anzunehmen sei. Sie vermuten als Mechanismus der medikamenten-induzierten Uveitis die durch Ibrutinib verstärkte Th1-Zellen-basierte Immunantwort. Ebenso könnte die blutplättchenhemmende Wirkung des Medikamentes die fibrinöse Reaktion sowie das Hyphäma erklären.
(tt)