SHANGHAI (Biermann) – Eine aktuelle Studie über den Zusammenhang zwischen mehreren Luftschadstoffen und dem Auftreten von fünf häufigen, das Sehvermögen bedrohenden Augenkrankheiten (Katarakt, Glaukom, Makuladegeneration, diabetische Retinopathie, Netzhautablösung) hat gezeigt, dass eine hohe PM10-Belastung mit einem erhöhten Risiko für diabetische Retinopathie und Netzhautablösung in Verbindung gebracht werden kann.
In diese prospektive Kohortenstudie, die auf Daten der UK Biobank basiert, wurden 114.930 Teilnehmer aufgenommen, bei denen zu Beginn der Studie eine Refraktionsmessung durchgeführt wurde. Die durchschnittlichen jährlichen Konzentrationen von Stickoxiden (NOx), Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub (PM) mit Durchmessern < 2,5 (PM2,5) und < 10 μm (PM10) wurden mit Hilfe von Landnutzungsregressionsmodellen bewertet. Um den Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzungsexposition und dem Auftreten von Augenkrankheiten zu schätzen, wobei die Analysen nach dem Myopie-Status geschichtet wurden, wurden eingeschränkte kubische Spline-Modelle und die Cox-Regression mit proportionalem Risiko verwendet.
Die Wissenschaftler ermittelten, dass ein Anstieg der PM10- und NOx-Werte im Interquartilsbereich bei Teilnehmern mit Myopie signifikant mit Hazard Ratios (HRs) von 1,11 (95% Konfidenzintervall [CI]: 1,01–1,23) bzw. 1,22 (95% CI: 1,02–1,45) mit einem höheren Risiko für diabetische Retinopathie verbunden war. PM10 konnte mit einem 9%igen Anstieg der Häufigkeit von Netzhautablösungen in der kurzsichtigen Bevölkerung und PM2,5 mit einem 8%igen Anstieg der Häufigkeit von Glaukomen in der nichtkurzsichtigen Bevölkerung in Verbindung gebracht werden. Zudem konnten die Wissenschaftler zeigen, dass eine hohe PM10-Belastung mit einem 61% höheren Risiko für diabetische Retinopathie in der kurzsichtigen Gruppe assoziiert war. Eine weitere stratifizierte Analyse ergab, dass der Einfluss von PM10 auf die diabetische Retinopathie bei Personen mit geringer bis mittlerer Myopie ausgeprägter war als bei Personen mit hoher Myopie. Des Weiteren korrelierte eine hohe PM10-Belastung auch mit einem 67% höheren Risiko für eine Netzhautablösung und einem 44% höheren Risiko für eine Makuladegeneration in der niedrig- bis mittelgradig kurzsichtigen Bevölkerung.
Die Forscher betonen, dass ihre Ergebnisse die Bedeutung der Bekämpfung von Luftschadstoffen als Intervention bei sehkraftbedrohenden Augenerkrankungen hervorheben.
(sas)