AHMEDABAD (Biermann) — Bei subluxierter Linse ist die Platzierung der Intraokularlinse (IOL) oftmals eine Herausforderung für den Operateur. Aus diesem Grund untersuchte eine retrospektive Fallserie aus Indien den Langzeitverlauf des Sitzes der IOL im Kapselsack nach Einsatz eines modifizierten Kapselspannrings (Cionni modified capsule tension ring, MCTR).
Hierzu wurden die Daten von 41 Augen mit subluxierten Linsen von 31 Patienten aus dem Raghudeep Eye Hospital, Indien, analysiert, die eine postoperative Nachbeobachtungszeit von mindestens 5 Jahren aufwiesen. Bei allen Augen wurden eine Linsenextraktion, eine Kapselsackfixierung mittels MCTR unter Verwendung einer 9–0 Polypropylennaht und eine In-the-bag-IOL-Implantation durchgeführt. Bei der abschließenden Nachuntersuchung wurden der korrigierte Fernvisus (CDVA), die IOL-Zentrierung, die Trübung der hinteren Kapsel, ein mögliches Glaukom und Netzhautkomplikationen dokumentiert.
Das Durchschnittsalter der Kohorte betrug 20,48 +/- 16,46 (SD) Jahre. Zum Zeitpunkt der Operation waren 24 Augen (58%) jünger als 15 Jahre. In 37 % der Fälle lag ein Marfan-Syndrom als Grund für die Linsensubluxation vor.
Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 9,89 +/- 3,81 (SD) Jahre. Einen CDVA von ≥ 0,3 logMAR erreichten 32 Augen (74%). Bei sieben Augen (17 %) wurde eine Dezentrierung der IOL festgestellt, die einen zweiten Eingriff erforderlich machte. Die durchschnittliche Dauer von der Erstoperation bis zum erneuten Eingriff betrug 8,79 Jahre. Bei 17 Augen (41 %) wurde eine Laserkapsulotomie notwendig, davon 88 % bei Kindern. Eine Netzhautablösung trat bei vier Augen (10 %) auf. Drei dieser Patienten wiesen ein Marfan-Syndrom auf.
Die Fixierung des Kapselsacks mit einer MCTR unter Verwendung von 9–0 Polypropylen und die Implantation der IOL in den Kapselsack führte bei Augen mit subluxierten Linsen zu guten langfristigen Sehergebnissen mit einer akzeptablen Rate an schwerwiegenden postoperativen Komplikationen.
Dieser Ansatz ermögliche die Erhaltung der natürlichen Kompartimente des Auges und die Platzierung einer IOL in ihrer physiologischsten Position, so die Autoren der Studie. In Anbetracht von 17% Dezentrierungsrate der IOL, die einen chirurgischen Eingriff erfordert, sollten jedoch in weiteren Studien die Langzeitstabilität mit nicht biologisch abbaubaren Nahtmaterialien wie Polytetrafluorethylen sowie die Dezentrierungsraten nach genähter oder nahtloser skleraler Fixierung verglichen werden. (ak)
Linsensubluxation
Cionni-Kapselspannring ermöglicht IOL-Implantation in den Kapselsack mit guten Langzeitergebnissen
11. Dezember 2024
Autoren: Sandhu R et al.
Korrespondenz: vaishali@raghudeepeyeclinic.com
Studie: Long-Term Postoperative Outcomes Following Cionni Ring and In-the-Bag Intraocular Lens Implantation in Eyes With Subluxated Lenses
Quelle: Am J Ophthalmol. 2024 Dec:268:136-142.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2024.07.006