ELCHE (Biermann) – Bislang ist es neuroophthalmologischen Forschern nicht gelungen, Informationen direkt in den visuellen Kortex erblindeter Personen zu übertragen, um so rudimentäres Sehen wiederherzustellen.
Eine spanische Forschungsgruppe hat es jedoch nun geschafft, die Sicherheit und Wirksamkeit einer dauerhaften intrakortikalen Mikrostimulation über eine Vielzahl von Elektroden im menschlichen visuellen Kortex zu belegen und ihr hohes Potenzial zur Wiederherstellung des funktionellen Sehens bei Erblindung zu zeigen.
Die Wissenschaftler implantierten einem 57-jährigen Patienten, der vollständig erblindet war, über einen Zeitraum von 6 Monaten eine Gruppe intrakortikaler Mikroelektroden, bestehend aus 96 Elektroden, in den visuellen Kortex. Die Arbeitsgruppe führte Schwellenwertmessungen durch und kontrollierte die Charakteristika der visuellen Wahrnehmungen, die durch die intrakortikale Mikrostimulation hervorgerufen wurden.
Die Im- und Explantation der intrakortikalen Mikroelektroden erfolgte komplikationslos.
Die Neuroophthalmologen ermittelten eine mittlere Stimulationsschwelle für die einzelnen Elektroden von 66,8±36,5 µA. Des Weiteren dokumentierten die Experten konsistente qualitativ hochwertige Aufzeichnungen von visuell funktionsuntüchtigen Neuronen, bei denen die Stimulationsparameter die komplette Zeit über stabil blieben.
Des Weiteren stellte die Studiengruppe fest, dass die gleichzeitige Stimulation über mehrere Elektroden mit einer signifikanten Verringerung der Schwellenwerte (p<0,001; ANOVA-Test) assoziiert war und unterscheidbare Phosphen-Wahrnehmungen hervorrief, die es dem erblindeten Patienten ermöglichte, einige Buchstaben zu identifizieren und Objektgrenzen zu erkennen.
Darüber hinaus beobachteten die Neurowissenschaftler einen Lernprozess, der dem Patienten half, mit der Zeit komplexe Muster zu erkennen.
(tt)