TÜBINGEN (Biermann) – Die Gentherapie der Leberschen kongenitalen Amaurose (LCA) wird verfügbar. Daher ist es wichtig, geeignete Kandidaten zu identifizieren. Eine Arbeitsgruppe um Prof. Eberhart Zrenner, Tübingen, berichtet im „American Journal of Ophthalmology“ über das Spektrum und den damit verbundenen Phänotyp von CEP290-Mutationen in der größten an einer deutschen Klinik beobachteten Kohorte.
In die prospektive Kohortenstudie wurden 23 Patienten mit Mutationen in CEP290 eingeschlossen. Die genomische DNA wurde durch Sanger-Sequenzierung oder Hochdurchsatz-Sequenzierung für alle Retinitis-Pigmentosa-assoziierten Gene analysiert. Bei Familienmitgliedern erfolgte eine Segregationsanalyse. Die Patienten wurden funktionell und morphologisch untersucht, einschließlich Fundus-Autofluoreszenz und Spectral-Domain-Optischer-Kohärenztomographie (SD-OCT).
Die häufigste Mutation war c.2991+1655A>G, welche bei 87% der Patienten (20/23) gefunden wurde. 30% der Patienten (7/23) trugen die Mutation offenbar im homozygoten Zustand und 57% (13/23) im wahrscheinlich zusammengesetzten heterozygoten Zustand. Die häufigste klinische Diagnose war in 82% der Fälle (19/23) eine LCA und/oder eine früh einsetzende schwere Netzhautdystrophie, gefolgt von einer Retinitis pigmentosa in 14% (3/23) und einer Zapfen-Stäbchen-Dystrophie in 4% der Fälle (1/23).
Der bestkorrigierte Visus (BVCA) war stark auf die Restlichtwahrnehmung und ein Handbewegungssehen reduziert. Eine Ausnahme waren 3 Patienten mit einem BCVA von 0,8 (Snellen). Das Gesichtsfeld war stark vermindert und das Elektroretinogramm war in den meisten Fällen nicht nachweisbar, jedoch schienen die Netzhautschichten an der Fovea relativ gut erhalten zu sein. Systemische Störungen wurden nicht bemerkt.
In der Tübinger Kohorte zeigte sich der homozygote Genotyp von c.2991+1655A>G mit einem schwerwiegenderen Phänotyp. Nationale Studien und weitere detaillierte Phänotypanalysen scheinen wichtig zu sein, um die Notwendigkeit und die Aussichten spezifischer Gentherapien besser einzuschätzen zu können, so das Fazit der Autoren.
(isch)