LAUSANNE (Biermann) – Die neuen Technologien der letzten Jahre tragen dazu bei, dass Schwankungen des Augeninnendrucks besser analysiert und interpretiert werden können. Mit dem Progressionsreport („progression report“), einem Algorithmus, der auf Werten eines kontinuierlichen Kontaktlinsensensors (CLS) basiert, kann die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Gesichtsfeldprogression bei Glaukom abgeschätzt werden. Dabei liefert der Progressionsreport Vorhersagen über das Risiko einer schnellen Gesichtsfeldprogression, die mit den Schätzungen eines Arztes auf der Grundlage aller verfügbaren klinischen Daten vergleichbar sind, wie nun eine im „Journal of Glaucoma“ veröffentlichte Studie aufzeigt.
In die retrospektive Studie wurden 30 Patienten mit Offenwinkelglaukom eingeschlossen. Mithilfe eines CLS wurden 24-Stunden-Schwankungen des Augeninnendrucks aufgezeichnet, um daraus einen Progressionsreport zu generieren. Basierend auf klinischen Parametern schätzten 2 Gutachter (maskiert) die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Gesichtsfeldprogression (< –1 dB/y mittlere Abweichung). In den 2 Jahren nach der ersten Beurteilung wurden mindestens 3 Gesichtsfeldbestimmungen durchgeführt, um den Verlauf zu bestimmen.
Das Durchschnittsalter betrug 65,9 ±10,45 Jahre mit einem mittleren Defekt (MD) von –5,4 ±5,1 zu Beginn der Untersuchungen. Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 29,5 ±12,9 Monaten wurden 26,7% der Augen als „fast Progressors“ bewertet (–2,9 ±1,9 dB/Jahr). Der vom Progressionsreport zugeschriebene durchschnittliche Risiko-Score betrug 42% (41% [slow] vs. 44% [fast]; p=0,035). Die Korrelationen zwischen den beiden Gutachtern waren gut (r=0,59) und identisch mit denen zwischen dem Progressionsreport und den gemittelten Bewertungen der Prüfer. Die Korrelationen zwischen den MD-Progressionsraten und dem Progressionsreport, Gutachter 1 und Gutachter 2 waren jeweils r=0,57, r=0,31 und r=0,43.
Möglicherweise böten kontinuierliche Aufzeichnungen mittels Kontaktlinsensensoren aufgrund ihrer Beziehung zu den biomechanischen Eigenschaften des Auges und der Reaktion des Augengewebes auf Druckschwankungen neue Informationen, um herkömmliche Untersuchungen zu ergänzen, so das Resümee der Studienautoren aus den USA und der Schweiz.
(isch)