BANGKOK (Biermann) – Die klinische Abgrenzung einer suprasellären, kompressiven Optikusneuropathie (CON) von einer glaukomatösen Optikusneuropathie (GON) bei einem langsam progredienten schmerzlosen Sehverlust mit Gesichtsfeld (VF)-Defekten und Papillenatrophie erweist sich oftmals als schwierig. Die Autoren einer aktuellen Arbeit haben nun gezeigt, dass spezifische Verdünnungsmuster der peripapillären retinalen Nervenfaserschicht (RNFL) sowie des Komplexes makuläre Ganglienzellschicht-Innere plexiforme Schicht (GCIPL) eine gewisse Unterscheidung der Optikusneuropathien ermöglichen.
Die Wissenschaftler schlossen 34 Augen (n=22) mit neu diagnostizierter CON, 30 Augen (n=18) mit Post-CON nach einem neurochirurgischen Eingriff, 29 Augen (n=20) mit GON sowie 60 Kontroll-Augen (n=30) in ihre Querschnittsstudie ein. Die Arbeitsgruppe stellte die Verdünnungswerte der RNFL und GCIPL den Verlustwerten der mittleren Abweichung (MD) im VF jeder Gruppe gegenüber.
Die Forscher ermittelten, dass die CON-Gruppe ein charakteristisches unverhältnismäßig frühes Ausdünnungsmuster der RNFL im Vergleich zu den entsprechenden VF-Verlusten aufwies. GON- und CON- Ausdünnungsparameter erwiesen sich bei mittelschwerem bis schwerem MD-Verlust zur Unterscheidung als geeignet, während sich Verdünnungen beider Gruppen bei frühen MD-Verlusten (0 bis ‑6 dB) überlappten.
Des Weiteren stellten die Experten fest, dass das Verhältnis nasale zu temporale GCIPL im gesamten MD-Verlustbereich eine gute Unterscheidbarkeit zwischen CON und GON zuließ (AUC 0,923; 95%-KI 0,870–0,976; p<0,001). Beim Vergleich von GON mit CON mit einem Cut-Wert von 0,95, zeigte das niedrigere nasal-zu-temporale GCIPL-Verhältnis eine Sensitivität von 72% und eine Spezifität von 90% für CON, während das superiore zum inferioren GCIPL-Verhältnis mit einem Grenzwert von 1,10 eine Sensitivität von 60% und eine Spezifität von 98% für GON aufwies.
Die Autoren betonen, dass diese Unterscheidung dabei hilfreich sein kann, eine verzögerte Behandlung vieler heilbarer Ursachen bei CON zu vermeiden.
(tt)