BANGKOK (Biermann) — Bisher ging man davon aus, dass es sich beim Keratokonus um eine Hornhauterkrankung ohne Entzündungskomponente handelt. Wissenschaftler aus Thailand warten aber nun mit neuen Ergebnissen auf.
Die Forschenden vermuten auf der Grundlage einer eigenen Untersuchung, dass der Keratokonus eine subklinische Hornhautentzündung darstellen könnte. In ihrer Arbeit beobachteten sie bei einem Keratokonus-Patienten durch den Einsatz von In-vivo-Konfokalmikroskopie eine Hornhautentzündung und eine Verringerung der subbasalen Nervendichte. Eine Zunahme der Hornhautentzündung korreliert der Auffassung der Studienautoren zufolge erheblich mit dem Schweregrad des Keratokonus.
Die Studienautoren – alle Ophthalmologen am Siriraj-Krankenhaus der Mahidol Universität in Bangkok – rekrutierten für eine prospektive Querschnittsstudie Patienten, bei denen mittels klinischer Untersuchung und Scheimpflug-Tomographie ein Keratokonus diagnostiziert worden und stuften diese nach dem Keratokonus-Schweregrad ein. Eine Laser-In-vivo-Konfokalmikroskopie (IVCM) wurde zentral an der subbasalen Hornhautschicht durchgeführt, um die Entzündungszellen (ICs), die subbasale Nervendichte (SND) und die Tortuosität der Nerven zu untersuchen. Die Forschenden dokumentierten den Keratokonus-Schweregrad und damit verbundene Faktoren: die Augen betreffende Allergie, systemische Atopie, Augenreiben, Floppy-Eyelid-Syndrom und Kontaktlinsennutzung. Es folgte eine Bewertung des Zusammenhangs zwischen diesen Faktoren, der IC-Dichte, der SND und dem Keratokonus-Schweregrad.
Erstautorin Dr. Chareenun Chirapapaisan und Co-Autoren verglichen 34 Keratokonus-Augen und die dazugehörigen IVCM-Befunde mit denen von 20 altersentsprechenden normalen Augen. Bei Keratokonus war im Vergleich zu den Kontrollen ein signifikanter Anstieg der ICs (44,25±7,01 vs. 13,06±7,51 Zellen/mm2; p<0,001) sowie eine signifikante Abnahme der SND zu verzeichnen (16,54±0,79 vs. 20,62±0,72 mm/mm2; p<0,001). Die Veränderungen waren laut den Forschenden bei schwerem Keratokonus ausgeprägt, da die IC-Dichte signifikant höher war (p<0,001), während die SND bei hochgradigem Keratokonus niedriger ausfiel (p=0,001) als bei geringgradigem Keratokonus. Die Wissenschaftler stellten jedoch keine signifikante Korrelation zwischen der Anzahl der ICs und der SND bei Keratokonus-Augen fest (p=0,835). Hornhautempfindlichkeit und Tortuosität der Nerven unterschieden sich zwischen Augen mit bzw. ohne Keratokonus nicht. Außer dem Schweregrad (p<0,001; 95%-KI 0,70–0,95) standen keine Keratokonus-bezogenen Faktoren mit der IC-Dichte in Zusammenhang.
(ac)