BALTIMORE (Biermann) – Welche Risikofaktoren sind ein möglicher Prädiktor für die spätere Notwendigkeit eines Keratokonus? Dieser Frage ging eine retrospektive Studie aus Baltimore nach. Damit sollten soziodemographische Faktoren und Komorbiditäten identifizieren werden, welche mit der Notwendigkeit einer Keratoplastik bei Keratokonus assoziiert sein könnten. Hierzu wurden die Krankenakten von Keratokonus-Patienten im Alter von unter 65 Jahren aus den Jahren 2011 bis 2018 analysiert.
Von 42.086 Patienten mit Keratokonus wurde bei 1282 (3,0%) eine Keratoplastik vorgenommen. Weibliches Geschlecht (odds ratio [OR] 0,87 [95% confidence interval {CI} 0,78–0,98]) und Leben in Metropolregionen (OR 0,75 [95% CI 0,63–0,90]) waren assoziiert mit einer geringeren Rate an Keratoplastiken. Verglichen mit Patienten im Alter von 10–19 Jahren erhielten Patienten zwischen 20 und 29 Jahren (OR 1,77 [95% CI 1,31–2,41]) und 30 bis 39 Jahren (OR 1,61 [95% CI 1,19–2,17]) häufiger eine Keratoplastik, während Patienten im Alter von 50–64 Jahren keine signifikante Assoziationen mit der Keratoplastikhäufigkeit zeigten. Bei Hydrops corneae (OR 4,87 [95% CI 4,07–5,82]), Leberscher kongenitaler Amaurose (OR 2,41 [95% CI 1,02–5,71]), Schlaf-Apnoe (OR 1,46 [95% CI 1,25–1,71]), Diabetes mellitus (OR 1,32 [95% CI 1,13–1,54]) und Depressionen (OR 1,22 [95% CI 1,03–1,44]) wurde ebenfalls häufiger eine Keratoplastik notwendig.
Ein geringeres Risiko für eine Keratoplastik hatten Patienten mit vorheriger Kontaktlinsennutzung OR 0,61 [95% CI 0,50–0,74]) und Patienten mit Glaukom-Anamnese (OR 0,60 [95% CI 0,49–0,73]).
Weitere Studien sollten untersuchen, ob junge Patienten mit einer der genannten Vorerkrankungen von häufigeren Kontrolluntersuchungen und/oder frühem Crosslinking profitieren würden. (ak)
Keratokonus
Schlaf-Apnoe und Diabetes mellitus erhöhen Wahrscheinlichkeit für spätere Keratoplastik
16. Januar 2022
Autoren: Thanitcul C et al.
Korrespondenz: usoiber1@jhmi.edu; dsrikum1@jhmi.edu
Studie: Predictors of Receiving Keratoplasty for Keratoconus
Quelle: Am J Ophthalmol. 2021 Nov;231:11-18.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2021.05.013
