BORDEAUX (Biermann) – Verwandte ersten Grades von Keratokonus-Patienten weisen ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Keratokonus auf.
Zu diesem Ergebnis kam eine große, prospektive epidemiologische Beobachtungs-Studie im French KC National Reference Centre Bordeaux, bei der Daten von insgesamt 94 Patienten mit Keratokonus erhoben wurden. Voraussetzung war, dass mindestens zwei Verwandte ersten Grades ebenfalls für eine Untersuchung zur Verfügung standen. Jeder Teilnehmer der Studie erhielt eine vollständige ophthalmologische Untersuchung mit Visusprüfung, Refraktionsbestimmung, Spaltlampenuntersuchung, Keratometrie, Hornhauttopographie und ‑tomographie (Topographic Modeling System; Tomey Corp., Japan und Galilei G4, Ziemer, Schweiz), Pachymetrie sowie biomechanische Tests (Ocular Response Analyzer; Reichert, Depew, NY). Zusätzlich wurden Daten bezüglich Atopien, Rauchen und Augenreiben erhoben.
Von den 221 untersuchten Verwandten wiesen 9,05% (n=20) einen klinisch manifesten und 15,4% (n=31) einen subklinischen Keratokonus auf. Die Keratokonus-Prävalenz der Eltern von Keratokonus-Patienten wurde auf etwa 0,14 (95% Konfidenzintervall (KI), 0,07–0,22) geschätzt. Bei Nachwuchs von Keratokonus-Patienten lag die Prävalenz bei 0,03 (95% KI, 0–0,10) und bei Geschwistern bei 0,10 (95% KI, 0,04–0,20). In der weiteren Analyse wurde zudem eine Assoziation eines höheren Keratokonus-Risikos mit Alter und Augenreiben gefunden. Die familäre Korrelation bei Verwandten ersten Grades wurde auf 0,55 für die Eltern, auf 0,29 bei Nachkommen und auf 0,49 für Geschwister geschätzt.
Nach Ansicht der Autoren sollte dieses erhöhte Risiko unter anderem auch in der Vorbereitung auf refraktive Eingriffe und Katarakt-Operationen abgefragt und in Betracht gezogen werden. (ak)
Keratokonus
Französische Studie zeigt erhöhtes Keratokonus-Risiko für nahe Verwandte
19. Dezember 2020
Autoren: Lapeyre G et al.
Korrespondenz: gabrielle.lapeyre@chu-bordeaux.fr
Studie: Keratoconus Prevalence in Families: A French Study
Quelle: Cornea. 2020 Dec;39(12):1473-1479.
Web: https://doi.org/10.1097/ICO.0000000000002546
