SAN PEDRO (Biermann) – Viele systemische Autoimmunerkrankungen (SAID) stehen im Zusammenhang mit einer häufig unterschätzten mittel- bis schweren Keratokonjunktivitis Sicca (KCS). Den Autoren einer aktuellen Übersichtsarbeit zufolge ist die korrekte Diagnose und Behandlung der KCS in Verbindung mit SAID essenziell, um erhebliche Belastungen für den Patienten und schwere Augenkomplikationen zu vermeiden.
Die Wissenschaftler führten im Rahmen ihres Review eine Literaturrecherche – bis November 2021 – in Pubmed, Scopus, Web of Science und Google Scholar zu allen englischsprachigen Veröffentlichungen im Zusammenhang mit KCS und SAID durch. Die Suchbegriffe umfassten das Trockene Auge in Assoziation mit Autoimmun‑, Bindegewebs‑, endokrinen, gastrointestinalen, hämatopoetischen, vaskulären sowie pulmonalen Erkrankungen. Die Arbeitsgruppe überprüfte Fallberichte, Fallserien, Leserbriefe, Rezensionen und Originalarbeiten.
Die Forscher ermittelten, dass die KCS zwar häufig mit SAID in Verbindung gebracht, die Diagnose jedoch zeitverzögert gestellt oder vergessen wurde. Die Experten stellten des Weiteren fest, dass dieses Versäumnis nicht selten zu erheblichen okulären Komplikationen, insbesondere Hornhautulzera und ‑einschmelzungen, Skleritiden, Uveitiden sowie Nervi-Optici-Neuritiden führte, welche die Sehfunktion und die Lebensqualität der Patienten stark beeinträchtigten.
Die Diagnose einer SAID sollte laut den Forschenden beispielsweise bei einer Frau im Alter zwischen 30 und 60 Jahren mit positiver Familienanamnese für Autoimmunität in Erwägung gezogen werden, wenn sie Symptome einer KCS und extraokuläre Befunde wie Arthralgien, Mundtrockenheit, unerklärlichen Gewichtsverlust und/oder Haarausfall, chronische Müdigkeit, Hitze- oder Kälteintoleranz, Schlaflosigkeit oder Stimmungsschwankungen aufweist.
Die Autoren betonen abschließend, dass das Hauptziel ihres Reviews darin liegt, das Bewusstsein unter Ophthalmologen für eine mögliche Assoziation zwischen einer KCS und einer zugrunde liegenden SAID zu schärfen.
(tt)