PARIS (Biermann) – Die Auswirkung einer Kataraktoperation auf den Augeninnendruck bei Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom (POWG) ist umstritten. Eine französische Arbeitsgruppe fand nun heraus, dass eine Kataraktoperation durch Phakoemulsifikation in Augen mit medizinisch kontrolliertem POWG nach einem Jahr nur zu einer sehr geringen Abnahme des Augeninnendrucks führt, ohne dass sich die Anzahl der Glaukom-Medikamente dabei ändert. Ein Abfall des Augeninnendrucks nach alleiniger Phakoemulsifikation sei bei POWG-Patienten daher nicht zu erwarten, schlussfolgern die Autoren.
Die Arbeitsgruppe wertete retrospektiv 70 Augen von 40 POWG-Patienten aus, die sich einer Kataraktoperation durch Phakoemulsifikation unterzogen. Alle Patienten hatten ihr POWG ohne vorherige Glaukomoperation medizinisch kontrolliert. Der Augeninnendruck und die Anzahl der Glaukommedikamente wurden vor und 1 Jahr nach einer Kataraktoperation ausgewertet.
Ein Jahr nach der Phakoemulsifikation verringerte sich der Augeninnendruck um durchschnittlich 1,15 ±3 mmHg (6,8 ±18,1%; p=0,01). Die Anzahl der Glaukommedikamente blieb mit einem Unterschied von –0,1 ±0,43; p=0,09) unverändert. Ein höherer Augeninnendruck vor der Operation war mit einem höheren Augeninnendruckabfall nach einem Jahr Follow-up assoziiert (p<0,001). 1 und 7 Tage nach der Kataraktoperation wiesen 12,9 bzw. 4,2% der Augen einen Augeninnendruck von >30 mmHg auf. Ein Jahr nach der Kataraktoperation behielten 75,7% der POWG-Augen die gleiche Anzahl von Glaukom-Medikamenten bei, während 17,1% eine Abnahme aufwiesen und bei 7,2% der Augen die Zugabe von Glaukom-Medikamenten erforderlich war.
(isch)