PITTSBURGH (Biermann) — In einer retrospektiven Analyse von Krankenversicherungsansprüchen und Überprüfung von Krankenakten einer großen Gesundheitsorganisation in West-Pennsylvania wurde untersucht, welche Merkmale die Inanspruchnahme von präoperativen Untersuchungsleistungen am stärksten vorhersagen können und wie wahrscheinlich es ist, dass sich die präoperative Untersuchung auf postoperative unerwünschte Ereignisse auswirkt.
Versicherungs-Mitglieder im Alter von ≥ 65 Jahren, die sechs Monate vor und nach einer Katarakt-Operation von 2018 bis 2021 kontinuierlich eingeschrieben waren und über genehmigte Operationsansprüche verfügten wurden in die Untersuchung eingeschlossen.
Untersuchungen oder Tests, die in den 30 Tagen vor der Katarakt-Operation stattfanden, wurden anhand von Verfahrens- und Diagnosecodes identifiziert (z. B. Current Procedural Terminology-Codes für Blutuntersuchungen, präoperative ICD10-Codes, Clinical Modification-Codes). Wichtigste Zielgrößen waren Gesamtkosten, Prävalenz und Ausmaß des Zusammenhangs — jeweils angegeben durch Odds Ratios.
Bis zu 42% der Versicherten, die sich einer Kataraktoperation unterzogen, hatten einen Arztbesuch zur chirurgischen Abklärung und bei bis zu 23% der Versicherten wurden weiterführendeTests durchgeführt. Die Gesamtkosten für die präoperativen Besuche und Tests beliefen sich auf 4,3 Millionen Dollar (etwa 107 bis 114 Dollar pro betroffenem Mitglied). Es gab kaum Unterschiede zwischen den Mitgliedern mit und ohne präoperative Untersuchungen und Tests. Weiterführende Analysen zeigten, dass die wichtigsten Determinanten der präoperativen Versorgung die chirurgische Einrichtung und die Pflegeteams der Mitglieder waren. Für präoperative Tests waren die Einrichtungen ein stärkerer Prädiktor als die Pflegeteams. Unerwünschte Ereignisse waren selten und standen in keinem Zusammenhang mit der Durchführung von präoperativen Untersuchungen und Tests.
Die Raten der routinemäßigen präoperativen Tests vor Kataraktoperationen scheinen ähnlich hoch zu sein wie vor der Einführung der „Choosing Wisely“-Kampagne, durch welche diese reduziert werden sollten. Viele der präoperativen Untersuchungen seien wahrscheinlich unnötig gewesen. Hier sei ein Überdenken der gegenwärtigen Richtlinien und Praktiken für die präoperative Versorgung gerechtfertigt. (ak)
Katarakt-Operation
Nach wie vor eine Vielzahl an oft unnötigen präoperativen Untersuchungen in den USA
3. Juli 2024
Autoren: Rung J et al.
Korrespondenz: jillian.rung@highmarkhealth.org
Studie: Prevalence and Cost of Routine Preoperative Care for Low-Risk Cataract Surgery a Decade after Choosing Wisely
Quelle: Ophthalmology. 2024 May;131(5):577-588.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ophtha.2023.12.001