SEOUL (Biermann) – Aus einer aktuellen Arbeit geht hervor, dass Melanom- oder Lungenkrebspatienten, die mit BRAF-Inhibitoren behandelt wurden, ein signifikant höheres Risiko für eine nichtinfektiöse Uveitis besitzen als Patienten, die mit konventionellen zytotoxischen Medikamenten oder Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) behandelt wurden.
Die Studienautoren schlossen in ihre landesweite bevölkerungsbasierte retrospektive klinische Kohortenstudie 77.323 Patienten mit Hautmelanom oder Lungenkrebs ein, die eine BRAF-Inhibitor-Therapie (BRAF-Inhibitor-exponierte Gruppe; n=396), ICIs (ICI-exponierte Gruppe; n=22.474) oder eine konventionelle zytotoxische Chemotherapie (nichtexponierte Gruppe; n=54.453) erhielten. Die Datenbank des Health Insurance Review and Assessment Service von Südkorea bildete hierfür die Grundlage. Berechnet wurde die kumulative 1‑Jahres-Inzidenz nichtinfektiöser Uveitis in jeder Gruppe ab dem ersten Tag der Verabreichung eines BRAF-Inhibitors, ICI oder zytotoxischen Wirkstoffs.
Im ersten Jahr nach Behandlungsbeginn ermittelten die Wissenschaftler eine kumulative Uveitisinzidenz von 0,33 % in der Gruppe ohne Exposition und von 0,35 % der ICI-exponierten bzw. 2,27 % in der BRAF-Inhibitor-exponierten Gruppe. Bereinigte Hazard Ratios (aHR) zeigten ein 7,52-fach bzw. 5,68-fach erhöhtes Uveitis-Risiko in der BRAF-Inhibitor-exponierten Gruppe im Vergleich zu den nichtexponierten und ICI-exponierten Gruppen (95%-KI 3,83–14,75; p<0,001 bzw. 95%-KI 2,81–11,47; p<0,001). Nach einem 1:4‑Propensity-Score-Matching konnten die Forscher für die aHRs ein 35,51-fach bzw. 15,80-fach erhöhtes Risiko (95%-KI 4,49–280,48; p=0,001 bzw. 95%-KI 1,76–141,00; p=0,014) für Uveitis und schwere Uveitis bei den BRAF-Inhibitor-exponierten gegenüber den nichtexponierten Patienten beobachten. Eine Crossover-Analyse innerhalb der BRAF-Inhibitor-exponierten Gruppe wies eine 3,71-fache Erhöhung des Uveitis-Risikos im ersten Jahr nach dem Indexdatum im Vergleich zum ersten Jahr vor dem Indexdatum auf (95%-KI 1,03–13,40; p=0,046). Zudem waren in der BRAF-Inhibitor-exponierten Gruppe weibliches Geschlecht, chronische Nierenerkrankung und Melanom mit einem tendenziell erhöhten, wenn auch nicht signifikanten Uveitisrisiko verbunden.
Laut den Autoren unterstreichen diese Ergebnisse, wie wichtig es ist, die Patienten vor der Behandlung über das mit BRAF-Inhibitoren verbundene Uveitis-Risiko aufzuklären, um bei auftretenden Symptomen eine sofortige augenärztliche Untersuchung und Behandlung zu ermöglichen.
(sas)