BARCELONA (Biermann) – Ein internationales Autorenteam des ImmunoCancer International Registry (ICIR) hat das weltweite Auftreten des Sicca/Sjögren-Syndroms in Verbindung mit dem Einsatz von Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) bei Krebspatienten untersucht. Dabei stellten sie fest, dass Patienten mit einem durch ICI ausgelösten Sjögren-Syndrom ein sehr spezifisches Profil zeigen, welches sich vom idiopathischen primären Sjögren-Syndrom unterscheidet. Der enge Zusammenhang zwischen dem Sicca/Sjögren-Syndrom und der PD-1-Inhibition erfordere weitere spezifische Untersuchungen, so ihr Resümee.
Das ICIR ist ein multidisziplinäres Netzwerk. Es besteht aus 40 Spezialisten für Rheumatologie, Innere Medizin, Immunologie und Onkologie aus 18 Ländern. Gemeinsam konzentrieren sie sich auf die Erforschung immunvermittelter Nebenwirkungen (irAEs) von Krebsimmuntherapien. In die Studie wurden Patienten eingeschlossen, bei denen ein Verdacht auf ein Sicca/Sjögren-Syndrom nach ICI-Exposition vorlag.
Die Arbeitsgruppe identifizierte 26 Patienten (11 Frauen und 15 Männer, mit einem Durchschnittsalter zum Diagnosezeitpunkt von 63,57 Jahren). Der zugrunde liegende Krebs umfasste Lungenkrebs (n=2), Nierenkrebs (n=7), Melanome (n=4) und andere Neoplasien (n=3). Die Krebsimmuntherapien bestanden in 77% der Fälle aus einer Monotherapie und in 23% der Fälle aus einer Kombinationstherapie. Bei solchen Patienten, die eine Monotherapie erhielten, wurden alle Patienten mit PD‑1/PD-L1-Inhibitoren behandelt (Nivolumab [n=9], Pembrolizumab [n=7] und Durvalumab [n=4]). Es wurden keine mit CTLA-4-Inhibitoren assoziierten Fälle identifiziert.
Die wichtigsten Sicca/Sjögren-Syndrom-bezogenen Merkmale waren: trockener Mund bei 25 Patienten (96%), trockenes Auge bei 17 (65%), abnormale Augentests bei 10/16 (62%) und abnormale orale Diagnosetests bei 12/14 (86%) Patienten. Bei 15 Patienten wurde eine Speicheldrüsenbiopsie durchgeführt: Die histopathologischen Befunde zeigten eine milde chronische Sialadenitis bei 8 und eine fokale lymphatische Sialadenitis bei den restlichen 7 Patienten. Ein Focus-Score wurde bei 5 der 6 Patienten gemessen (Mittelwert von 1,8).
Immunologische Marker beinhalteten positive antinukleäre Antikörper bei 13 von 25, Anti-Ro/SS‑A bei 5/25, Rheumafaktor bei 2/22, Anti-La/SS‑B bei 2/25, niedrige C3/C4-Werte bei 1/17 und positive Kryoglobuline bei 1/10. Die Einstufungskriterien für das Sicca/Sjögren-Syndrom wurde von 10 Patienten erfüllt. Bei 3 Patienten wurde ausschließlich ein Sicca-Syndrom ohne organspezifische Autoimmunmanifestationen festgestellt.
Das Therapiemanagement umfasste Maßnahmen zur Behandlung von Sicca-Symptomen und Therapien gegen autoimmunbedingte Manifestationen (Glukokortikoide bei 42%, Zweit-/Drittlinientherapien bei 31%); Ein therapeutisches Ansprechen hinsichtlich systemischer Merkmale wurde bei 8/11 beobachtet.
(isch)