COLUMBUS (Biermann) – Zur Klärung der Frage, ob Kleinkinder im Alter von 1–2 Jahren mit einer moderaten Hyperopie ohne weitere Auffälligkeiten eine direkte Brillenversorgung benötigen, wurde eine prospektive randomisierte klinische Studie durchgeführt.
Insgesamt wurden 130 Kinder im Alter von 1–2 Jahren mit einer Hyperopie (sph. Äquivalent) von +3,00 bis +6,00 dpt auf min. einem Auge, einer Anisometropie (sph. Äquivalent) von max. 1,50 dpt und Astigmatimus von max. 1,50 dpt jeweils basierend auf in Zykloplegie gemessenen Refraktionswerten eingeschlossen. Ein manifestes Schielen durfte nicht vorhanden sein. Die Kinder wurden randomisiert auf 2 Gruppen verteilt. Gruppe 1 (n=53) erhielt eine Brillenverordnung (Zykloplegiewerte abzüglich 1,00 dpt). Gruppe 2 (n=53) wurde ohne Brillenverordnung 3 Jahre lang alle 6 Monate untersucht und erhielt erst dann eine Brillenverordnung, wenn Fernvisus oder Stereopsis unterhalb der Altersnorm lagen oder ein manifester Strabismus auftrat.
Von 130 Teilnehmern komplettierten 106 Teilnehmer (82 %) die 3‑jährige Nachbeobachtungszeit. Bei 11 Patienten (21 %) in Gruppe 1 und bei 18 Patienten (34 %) in Gruppe 2 trat eine Verschlechterung auf. Bei 62 % der Kinder in der Beobachtungsgruppe wurde im Verlauf eine Brillenverordnung vorgenommen. In der Gruppe mit brillenversorgten Kindern trat in 34 % eine Verschlechterung auf.
Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass für Kinder im Alter von 1–2 Jahren eine unkorrigierte moderate Hyperopie die Ergebnisse der Studie als inkonklusiv und inkonsistent angesehen werden müssten, aber ein geringer bis moderater Vorteil für eine direkte Brillenversorgung bestehe.
(ak)