TUNIS (Biermann) Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass es bei Patienten im Rahmen einer Infektion mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) oftmals zu einer Augenbeteiligung mit unterschiedlichen ophthalmologischen Manifestationen kommen kann. Laut den afrikanischen Autoren der Arbeit stellt die Retinopathie die häufigste Komplikation dar. Der Wissensstand über die okuläre Form sei in Tunesien eher gering, betonen die Forscher.
Die Wissenschaftler schlossen 98 Patienten mit HIV (PLWH; persons living with HIV) in die retrospektive Beobachtungsstudie ein und werteten medizinische Aufzeichnungen zwischen Januar 2007 und Dezember 2016 aus.
Die Arbeitsgruppe ermittelte bei 36 Patienten (55 Augen; 24 Männer und 12 Frauen) eine Augenbeteiligung, die im Zusammenhang mit der HIV-Infektion stand.
Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 32,2±5,6 Jahre. Der mittlere Wert der CD4+-T-Helferzellen lag bei 156,5±4,2 Zellen/µl. Bilaterale Läsionen traten bei 19 Augen auf. Die Forscher stellten bei 36 Augen eine bestkorrigierte Sehschärfe von >6/12 fest.
Folgende okuläre Veränderungen wurden von den Experten diagnostiziert: eine Keratokonjunktivitis sicca (22%), Cotton-Wool-Herde (20%), retinale Blutungen (16%), Cytomegalie(CMV)-Retinitis (9%), anteriore Uveitis (7%), Toxoplasmose-bedingte Retinochoroiditis (4%), Tuberkulose-bedingte Retinochoroiditis (7%), Keratitis herpetica (5%), Herpes zoster ophthalmicus (2%), Syphilis-bedingte Chorioretinitis (2%) sowie ein Papillenödem bei 3 Augen (5%). Darüber hinaus entwickelten 4 Augen (7%) eine Panuveitis, von denen jeweils 1 Fall mit einer chorioretinalen Toxoplasmose, einer syphilitischen Chorioretinitis, einer CMV-Retinitis sowie einer Immunrecovery-Uveitis assoziiert war. Die Studiengruppe analysierte, dass eine Anzahl von CD4+-T-Helferzellen ≤200 Zellen/µl einen unabhängigen Risikofaktor für Veränderungen am hinteren Pol darstellte.
Die Autoren resümieren, dass die okuläre Beteiligung bei HIV-Patienten schwerwiegend verlaufen kann und mit einer schlechten Visusprognose einhergeht. Die enge Zusammenarbeit mit einem Infektiologen sei dringend erforderlich.
(tt)