Gesund­heits­we­sen in den USA

Deutliche soziodemographische Unterschiede in der Keratokonus-Behandlung 

23. April 2025

CHICAGO (Bier­mann) — Sozio­de­mo­gra­phi­sche Unter­schie­de im Gesund­heits­we­sen sind ein bekann­tes Problem. Eine retro­spek­ti­ve klini­sche Kohor­ten­stu­die aus Chica­go befass­te sich mit Ungleich­hei­ten in der Behand­lung von Pati­en­ten mit Kera­to­konus in Bezug auf das cornea­le Cross­lin­king (CXL) und die Kera­to­plas­tik sowie auf mögli­che Komor­bi­di­tä­ten in Zusam­men­hang mit einem Kera­to­konus (KCN).
Es wurden insge­samt 3224 Pati­en­ten aus der Daten­bank des Univer­si­ty of Illi­nois Hospi­tal & Health Scien­ces System (UI-Health) aus den Jahren 2020 bis 2024 unter­sucht, darun­ter 1612 Pati­en­ten mit einer KCN-Diagno­se nach ICD10 und 1612 augen­ärzt­li­che Pati­en­ten als Kontroll­grup­pe. Es wurden multi­va­ria­ble und univa­ria­ble logis­ti­sche Regres­sio­nen durch­ge­führt, um die Zusam­men­hän­ge zwischen sozio­de­mo­gra­fi­schen Merk­ma­len und den Raten von CXL und Kera­to­plas­tik zu bewer­ten. Zu den unter­such­ten sozio­de­mo­gra­fi­schen Merk­ma­len gehör­ten Alter, Geschlecht, Ethnie/Ethnizität, Versi­che­rungs­sta­tus und sozia­le Gefähr­dung in der Nach­bar­schaft. Die best­kor­ri­gier­te Sehschär­fe (BCVA) und der mani­fes­te Astig­ma­tis­mus wurden als Indi­ka­to­ren für die Auswir­kun­gen der Erkran­kung heran­ge­zo­gen. Die Raten komor­bi­der Erkran­kun­gen wurden mit einer 1:1‑Kontrollgruppe vergli­chen. Die wich­tigs­ten Ergeb­nis­grö­ßen waren die Wahr­schein­lich­keit, sich einer Kera­to­plas­tik und CXL zu unter­zie­hen, sowie die Präva­lenz von Begleiterkrankungen.
Bei weib­li­chen Perso­nen wurden weni­ger Kera­to­plas­ti­ken durch­ge­führt als bei männ­li­chen (Odds Ratio [OR] = 0,55, P < 0,001). Schwar­ze Perso­nen erhiel­ten weni­ger CXL als weiße Perso­nen (OR = 0,68, P P < 0,05), ebenso wie Perso­nen mit Medi­caid (OR = 0,27, P < 0,0001) oder ohne Versi­che­rung (OR = 0,41, P < 0,001) im Vergleich zu Perso­nen mit kommer­zi­el­ler Versi­che­rung. Perso­nen aus sozial schwa­chen Stadt­vier­teln erhiel­ten weni­ger CXL (OR = 0,56, P < 0,01) und Kera­to­plas­tik (OR = 0,66, P < 0,05) im Vergleich zur Kontroll­grup­pe. Schwar­ze weib­li­che Perso­nen waren am meis­ten gefähr­det und unter­zo­gen sich weni­ger Eingrif­fen als weiße weib­li­che (OR = 0,58, P < 0,01) und schwar­ze männ­li­che (OR = 0,65, P < 0,05) Perso­nen. Schwar­ze und Hispa­nic/La­tin-X-Perso­nen wiesen eine schwe­re­re Erkran­kung auf (P < 0,01, P < 0,0001). Das Down-Syndrom war bei KCN-Pati­en­ten häufi­ger (P < 0,01), Diabe­tes weni­ger häufig (P < 0,0001).
Die Unter­su­chung offen­bar­te letzt­lich erheb­li­che sozio­de­mo­gra­phi­sche Ungleich­hei­ten in der Behand­lung des Kera­to­konus. Obwohl die Autoren der Studie weite­re Forschungs­er­geb­nis­se für notwen­dig erach­te­ten, wurde darauf hinge­wie­sen, dass eine Besei­ti­gung der Unter­schie­de von entschei­den­der Bedeu­tung für einen gerech­ten Zugang zur Versor­gung sei. (ak)

Autoren: Erukulla R et al.
Korrespondenz: msolei2@uic.edu
Studie: Socioeconomic and Demographic Disparities in Keratoconus Treatment
Quelle: Am J Ophthalmol. 2025 Mar:271:424-435.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2024.11.023

html

Aus rechtlichen Gründen (Heilmittelwerbegesetz) dürfen wir die Informationen nur an Fachkreise weitergeben.