CHICAGO (Biermann) — Soziodemographische Unterschiede im Gesundheitswesen sind ein bekanntes Problem. Eine retrospektive klinische Kohortenstudie aus Chicago befasste sich mit Ungleichheiten in der Behandlung von Patienten mit Keratokonus in Bezug auf das corneale Crosslinking (CXL) und die Keratoplastik sowie auf mögliche Komorbiditäten in Zusammenhang mit einem Keratokonus (KCN).
Es wurden insgesamt 3224 Patienten aus der Datenbank des University of Illinois Hospital & Health Sciences System (UI-Health) aus den Jahren 2020 bis 2024 untersucht, darunter 1612 Patienten mit einer KCN-Diagnose nach ICD10 und 1612 augenärztliche Patienten als Kontrollgruppe. Es wurden multivariable und univariable logistische Regressionen durchgeführt, um die Zusammenhänge zwischen soziodemografischen Merkmalen und den Raten von CXL und Keratoplastik zu bewerten. Zu den untersuchten soziodemografischen Merkmalen gehörten Alter, Geschlecht, Ethnie/Ethnizität, Versicherungsstatus und soziale Gefährdung in der Nachbarschaft. Die bestkorrigierte Sehschärfe (BCVA) und der manifeste Astigmatismus wurden als Indikatoren für die Auswirkungen der Erkrankung herangezogen. Die Raten komorbider Erkrankungen wurden mit einer 1:1‑Kontrollgruppe verglichen. Die wichtigsten Ergebnisgrößen waren die Wahrscheinlichkeit, sich einer Keratoplastik und CXL zu unterziehen, sowie die Prävalenz von Begleiterkrankungen.
Bei weiblichen Personen wurden weniger Keratoplastiken durchgeführt als bei männlichen (Odds Ratio [OR] = 0,55, P < 0,001). Schwarze Personen erhielten weniger CXL als weiße Personen (OR = 0,68, P P < 0,05), ebenso wie Personen mit Medicaid (OR = 0,27, P < 0,0001) oder ohne Versicherung (OR = 0,41, P < 0,001) im Vergleich zu Personen mit kommerzieller Versicherung. Personen aus sozial schwachen Stadtvierteln erhielten weniger CXL (OR = 0,56, P < 0,01) und Keratoplastik (OR = 0,66, P < 0,05) im Vergleich zur Kontrollgruppe. Schwarze weibliche Personen waren am meisten gefährdet und unterzogen sich weniger Eingriffen als weiße weibliche (OR = 0,58, P < 0,01) und schwarze männliche (OR = 0,65, P < 0,05) Personen. Schwarze und Hispanic/Latin-X-Personen wiesen eine schwerere Erkrankung auf (P < 0,01, P < 0,0001). Das Down-Syndrom war bei KCN-Patienten häufiger (P < 0,01), Diabetes weniger häufig (P < 0,0001).
Die Untersuchung offenbarte letztlich erhebliche soziodemographische Ungleichheiten in der Behandlung des Keratokonus. Obwohl die Autoren der Studie weitere Forschungsergebnisse für notwendig erachteten, wurde darauf hingewiesen, dass eine Beseitigung der Unterschiede von entscheidender Bedeutung für einen gerechten Zugang zur Versorgung sei. (ak)
Gesundheitswesen in den USA
Deutliche soziodemographische Unterschiede in der Keratokonus-Behandlung
23. April 2025
Autoren: Erukulla R et al.
Korrespondenz: msolei2@uic.edu
Studie: Socioeconomic and Demographic Disparities in Keratoconus Treatment
Quelle: Am J Ophthalmol. 2025 Mar:271:424-435.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2024.11.023
