SAINT-DENIS (Biermann) – Unter realen Bedingungen wird in der französischen Bevölkerung seltener Anti-VEGF verabreicht als in den Zulassungsstudien mit monatlichen Schemata, so das Ergebnis einer Beobachtungsstudie. Auch finden weniger Kontrolluntersuchungen statt. Die Ergebnisse könnten auf einen Mangel an systematischem Monitoring hinweisen, der mit einer geringeren Injektionszahl und/oder einer Präferenz für flexiblere und personalisierte Injektionsschemata zusammenhängt, resümieren die Studienautoren.
Die Beobachtungsstudie wurde mit erwachsenen Patienten durchgeführt, die intravitreal mit Ranibizumab oder Aflibercept behandelt wurden. Dafür verwendeten die Forscher die Datenbanken der französischen nationalen Krankenversicherungen, die 99% der französischen Bevölkerung abdecken. Patienten, die zum Studienzeitpunkt im Jahr 2018 behandelt wurden, wurden in einen Querschnittsansatz eingeschlossen, um die Behandlungsgeschichte der letzten 6 Jahre zu beschreiben. Patienten, die zwischen 2014 und 2018 neu behandelt wurden, wurden in einen Längsschnittansatz eingeschlossen, um das Behandlungsmanagement während der Nachbeobachtung von bis zu 6 Jahren zu beschreiben. In beiden Populationen wurden soziodemographische Merkmale und die Krankengeschichte beschrieben. Die Analysen wurden auf Patientenebene durchgeführt, da keine Unterscheidung zwischen den Augen gemacht werden konnte.
Eingeschlossen waren insgesamt 224.775 aktuelle Anwender von intravitrealem anti-VEGF im Jahr 2018 (mittleres Alter 78,1 ±11,3 Jahre, 60% weiblich) und 330.969 neue Anwender zwischen 2014 und 2018 (mittleres Alter 75,9 ±12,0 Jahre, 59% weiblich). In beiden Populationen traten häufig kardiovaskuläre Komorbiditäten oder Risikofaktoren auf, und die wichtigsten Behandlungsindikationen waren eine altersabhängige Makuladegeneration und ein diabetisches Makulaödem.
Bei den aktuellen Anwendern von intravitrealem Anti-VEGF betrug die durchschnittliche Anzahl der Behandlungsjahre 2,9 ±2,0 Jahre mit durchschnittlich 13,7 ±11,8 Verabreichungen. Im Längsschnittverfahren wurde zwischen 2014 und 2018 ein Anstieg initialer intravitrealer Anti-VEGF-Gaben um 26% beobachtet. Bei den neuen Anwendern betrug die durchschnittliche Anzahl der Behandlungsjahre 1,6 ±1,6 und 67% hatten wenigstens drei Verabreichungen innerhalb der ersten drei Monate. Bei 83% der neuen Anwender wurde eine Behandlungsunterbrechung beobachtet, die durchschnittlich 6,1 ±8,1 Monate nach Beginn der Behandlung auftrat. Die durchschnittliche Zahl der Applikationen betrug im ersten Jahr 4,8 ±2,8 und im zweiten Jahr 2,2 ±2,9. Die durchschnittliche Anzahl der Augenuntersuchungen betrug im ersten Jahr 6,5 ±4,7 und im zweiten Jahr 4,6 ±4,4.
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