PALO ALTO (Biermann) — Zum Behandlungsregime bei Frühgeborenen mit Frühgeborenenretinopathie (ROP) Typ 1 gehören inzwischen auch intravitreale Injektionen unter anderem mit Bevacizumab. Insbesondere der Langzeitverlauf nach einer solchen Behandlung ist jedoch noch nicht abschließend untersucht.
In dieser Studie aus den USA wurde der Verlauf bei allen Kindern mit Typ-1-ROP untersucht, welche zwischen Juni 2013 und März 2018 intravitreales Bevacizumab erhalten hatten. Von Interesse war hierbei besonders, in welchem Ausmaß nichtperfundierte Netzhautareale in der Fluoreszenzangiographie detektiert werden konnten.
Nur drei Augen (3,3%) von insgesamt 92 Augen der 46 eingeschlossenen Patienten wiesen eine vollständige Vaskularisation der Netzhaut auf. Von den verbleibenden 89 Augen zeigten 39 Augen (43,8%) einen Stillstand der Vaskularisation, wohingegen 34 Augen (38,2%) zusätzlich eine persistierende vaskuläre Tortuositas aufwiesen und 16 Augen (18,0%) gar eine ROP Reaktivierung zeigten. Letztere waren ursprünglich als Augen mit aggressiver posteriorer ROP klassifiziert worden. Als weiterer Risikofaktor wurde eine asiatische Abstammung identifiziert. Bei Augen mit reaktivierter ROP stellten sich größere ischämische Bereiche dar als bei Augen mit lediglich unvollständiger Vaskularisierung mit oder ohne persistierende Tortuositas (112,1 mm2 gegenüber 72,5 mm2 und 56,6 mm2). Ein jüngeres Gestationsalter bei Geburt war ein unabhängiger Vorhersagefaktor für das Auftreten einer persistierenden Tortuositas im Vergleich zu einer lediglich unvollständigen Vaskularisation.
Es müsse somit davon ausgegangen werden, dass eine inkomplette Netzhautvaskularisation ein häufiges Phänomen nach intravitrealer Bevacizumab-Injektion darstellen könnte, so die Autoren. Eine inkomplette Vaskularisation seo dabei assoziiert mit jüngerem Gestationsalter, asiatischer Abstimmung und aggressiver posteriorer ROP. Das Vorhandensein einer persistierenden Tortuositas könnte nach Ansicht der Autoren als Indikator für persistierend erhöhte VEGF-Level und damit als früher Indikator für eine potentielle Reaktivierung gewertet werden.
(ak)