ESSEN (Biermann) – Der Ganglienzellkomplex (GCC; Nervenfaserschicht, Ganglienzellschicht, Innere plexiforme Schicht) stellt einen Biomarker zur Beurteilung des Schweregrades und Verlaufs eines Glaukoms dar. Zusätzlich findet sich eine Verringerung der makulären Gefäßdichte (VD), von der unklar ist, ob diese durch direkten Einfluss des Glaukoms oder indirekt durch Verdünnung der Makuladicke entsteht.
Eine aktuelle Studie hat nun gezeigt, dass sich eine Korrelation zwischen Makuladicke und VD bei Progression des Glaukoms verstärkt, sodass die Autoren einen direkten Einfluss des Glaukoms auf die mikrovaskulären und strukturellen Veränderungen vermuten.
Die Wissenschaftler schlossen 31 Patienten mit frühem und mittelschwerem Glaukom (GS1; GS2 nach Mills et al.) und 31 Kontrollpersonen in die retrospektive Studie ein. Die Arbeitsgruppe untersuchte die Dicke des makulären GCC (Spectral-Domain [SD]-OCT-Aufnahmen) sowie die VD des oberflächlichen und tiefen retinalen Gefäßplexus (OCT-Angiographie [OCT‑A]-Aufnahmen).
Mithilfe der einfaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) verglichen die Forschenden die Kontrollgruppe sowie die GS1- und GS2-Gruppen. Zusätzlich werteten sie mittels Korrelationsanalyse den Zusammenhang zwischen Glaukom und OCT-/OCT-A-Parametern aus, und führten eine lineare Regressionsanalyse – nach Glaukomstadium stratifiziert – durch.
Die Forscher ermittelten eine reduzierte Dicke des makulären GCC und der gesamten Netzhautdicke sowohl bei GS1- als auch G2-Patienten im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen (Ganglienzellschicht: Kontrollen 47,9±7,4 µm; GS1 45,8±5,1 µm; G2 30,6±9,4 µm; p<0,0001). Ebenso zeigte sich die VD beider Gefäßplexus bei Glaukompatienten reduziert, insbesondere beim Vergleich GS2- mit Kontrollgruppe (p=0,004) sowie GS2- mit GS1-Gruppe (p=0,0008). Gleichwohl wies die lineare Regression eine Assoziation zwischen diesen Parametern und dem Glaukom auf (R2=0,059; p=0,043). Darüber hinaus konstatierten die Experten eine, zwar glaukomunabhängig bestehende, aber nach Schweregrad des Glaukoms zunehmende Korrelation zwischen Makuladicke und VD (R2= Kontrolle 0,23; GS1 0,4; GS2 0,76).
(tt)