MONTREAL (Biermann) – Kanadische Ophthalmologen bewerteten in einer Fall-Kontroll-Studie die Glaukom-Risikofaktoren und die mit einer Boston-Keratoprothese Typ I (KPro) assoziierten Ergebnisse. Ihr Fazit: Ein hoher präoperativer Augeninnendruck (IOP) weist auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung und das Fortschreiten eines Glaukoms nach einer KPro-Operation hin.
Zwischen Oktober 2008 und März 2017 wurden bei 118 Patienten (140 Augen) von einem einzelnen Chirurgen KPro-Operation durchgeführt. Um die Korrelation zwischen den Augen zu berücksichtigen, erfolgte bei 118 Augen von 118 Patienten ein Follow-up für mindestens 6 Monate. Patienten ohne Glaukom wurden mit Patienten verglichen, bei denen ein Glaukom diagnostiziert wurde, einschließlich der Behandlung mit Medikamenten zur Senkung des IOP oder einer Glaukom-Operation. In einer Subgruppenanalyse wurden Prä-KPro-Glaukom-Augen mit Post-KPro-Glaukom-Augen verglichen.
Die statistische Analyse beinhaltete Kaplan-Meier-Überlebenskurven. Hauptendpunkte waren die Diagnose und das Fortschreiten eines Glaukoms. Weitere Outcomes waren Demografie, präoperative Diagnose, bestkorrigierte Sehschärfe (BCVA), IOP, Progression der Cup-Disc-Ratio (CDR) sowie postoperative Komplikationen.
Das mittlere Alter lag bei 60,7 ±16,7 Jahren zum Zeitpunkt der Operation mit einem Follow-up von 6,9 ±3,2 Jahren. Die De-novo-KPro-Glaukom-Inzidenz betrug 24% (28/118), was 3,4 Fällen pro 100 Augenjahren entspricht, wobei der Beginn bei 2,1 ± 2,2 Jahren nach der Operation lag. 17 von 118 Augen (14%) hatten kein Glaukom. Die binäre Regression zeigte, dass ein hoher präoperativer IOP ein Prädiktor für höhere Raten der Glaukom-Entwicklung (Odds Ratio [OR] 1,538, 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,030–2,297, p=0,035) und der Glaukom-Progression (OR 1,450, 95%-KI 1,084–1,937, p=0,012) war.
Stromale oder endotheliale Erkrankungen waren protektive präoperative Diagnosen einer Glaukom-Progression nach KPro (OR 0,002, 95%-KI 0,000–0,227, p=0,010). Ein größerer Anteil der Augen mit Autoimmun- und Augenoberflächenerkrankungen entwickelte nach KPro ein De-novo-Glaukom im Vergleich zu anderen präoperativen Diagnosen (p<0,05).
45% der glaukomatösen KPro-Augen litten an einer postoperativen Glaukom-Progression. Die mittlere endgültige BCVA der Kohorte betrug 1,76 ±1,0, ohne Unterschied zwischen Augen mit und ohne Glaukom (p>0,05). Die Rate schwerwiegender visusbedrohender Komplikationen war bei KPro-Augen ohne Glaukom (77%) höher als bei Patienten mit Glaukom (41%, p=0,006).
(isch)