CHANGHUA (Biermann) – Eine langfristige Exposition gegenüber Luftverschmutzung ist signifikant mit einem erhöhten Risiko für das primäre Offenwinkelglaukom (POAG) verbunden, wie ein aktuelle retrospektive Kohortenstudie zeigt.
Die Studie umfasste 590.338 Personen (≤20 Jahre), bei denen zuvor kein Glaukom diagnostiziert worden war und für die Daten zur Luftverschmutzungsexposition über einen Zeitraum von ≥10 Jahren vorlagen (Beobachtungszeitraum: Januar 2000 bis Dezember 2013). Man untersuchte 7 Luftschadstoffe: Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Partikel mit einem Durchmesser von <10 Mikrometern, Partikel mit einem Durchmesser von <2,5 Mikrometern, Stickoxide, Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid. Verwendet wurden Daten aus der National Health Insurance Research Database (NHIRD) in Taiwan. Um den Zusammenhang zwischen Luftschadstoffen und dem Risiko für POAG zu bewerten, verknüpften die Forschenden die Luftverschmutzungsdaten mit den in den Versicherungsunterlagen verzeichneten Postleitzahlen der Patienten. Für jeden Teilnehmer wurde der kumulative Tagesdurchschnitt jedes Schadstoffes über den 10-jährigen Expositionszeitraum berechnet. Das primäre Ergebnis war das Auftreten von POAG, definiert als Patienten, die einen ICD-9-CM-Diagnosecode für POAG erhielten, der von einem Augenarzt bei ≥2 ambulanten Untersuchungsterminen bestätigt wurde. Die Hazard Ratios (HRs) für die Exposition bei jeder Standardabweichungssteigerung über 10 Jahre wurden unter Verwendung von Cox-Regressionsmodellen berechnet, die um Störvariablen bereinigt wurden.
Die Wissenschaftler identifizierten während des Nachbeobachtungszeitraumes 3158 Patienten mit POAG (Inzidenz 0,53%). Ein Anstieg der durchschnittlichen Schadstoffkonzentration um 1 Standardabweichung über einen Zeitraum von 10 Jahren war mit einem signifikanten Anstieg des POAG-Risikos um 40–108% verbunden. Dieser Zusammenhang wurde bei allen Schadstoffen beobachtet, wobei das höchste Risiko mit der Exposition gegenüber Kohlenmonoxid verbunden war, während Schwefeldioxid den geringsten Anstieg aufwies.
Diese Ergebnisse unterstreichen den Autoren zufolge, dass mehr Forschung und mehr Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit nötig sind, um dieses Risiko zu mindern. Dies gelte insbesondere in Regionen mit hoher Luftverschmutzung.
(sas)