RIZE (Biermann) – Intravitreale Injektionen mit Bevacizumab (BCZ) wirken systemisch, und senken die Serum-VEGF-Spiegel signifikant, wie eine prospektive Fall-Kontroll-Studie einer türkischen Arbeitsgruppe bestätigte. Darüber hinaus führte die BCZ-Injektion zu einer signifikanten Hochregulierung der Konzentration von Netrin‑1, einem weiteren angiogenen Mediator. Viele Augenärzte würden den Einsatz von intravitrealem Bevacizumab aufgrund der Annahme vermeiden, dass geringe Mengen der Wirkstoffs, die nach einer intravitrealen Injektion in den systemischen Kreislauf gelangen, systemische Nebenwirkungen durch die Hemmung des systemischen VEGF verursachen könnten, so die Studienautoren. Diese Studie zeige jedoch, dass Netrin‑1 ansteige und eine kompensatorische Reaktion induziere, die die Beeinträchtigung physiologischer Funktionen verhindere.
Die Studie umfasste 50 Teilnehmer, die 1 von 3 Gruppen zugeteilt wurden, darunter 10 Patienten mit diabetischem Makulaödem (DME) und nicht proliferativer diabetischer Retinopathie (NPDR), 13 Patienten mit DME und proliferativer diabetischer Retinopathie (PDR) und 27 Gesunden als Kontrollgruppe. Die Serum-VEGF- und Netrin-1-Konzentrationen wurden durch Enzyme-linked Immunosorbent Assays (ELISA) unmittelbar vor sowie 1 Woche und 1 Monat nach der intravitrealen BCZ-Injektion gemessen.
Die mittleren VEGF-Serumkonzentrationen in der PDR- und NPDR-Gruppe betrugen zu Studienbeginn 388,4 beziehungsweise 196,9 pg/ml. Nach 1 Woche änderten sich diese Konzentrationen auf 193,41 beziehungsweise 150,23 pg/ml (p=0,001 und p=0,005); nach 1 Monat betrugen die Konzentrationen 97,89 beziehungsweise 76,46 pg/ml (p=0,001 und p=0,009). Die mittleren Netrin-1-Serumkonzentrationen in der PDR- und NPDR-Gruppe betrugen zu Studienbeginn 318,2 beziehungsweise 252,7 pg/ml. Nach 1 Woche stiegen diese Konzentrationen auf 476,6 beziehungsweise 416,3 pg/ml (p=0,033 und p=0,005) und nach 1 Monat betrugen sie 676,6 beziehungsweise 747,5 pg/ml (p=0,001 und p=0,005). Die Korrelationsanalyse ergab eine signifikante inverse Beziehung zwischen Veränderungen der Serum-VEGF- und Netrin-1-Konzentrationen sowohl in der PDR- als auch in der NPDR-Gruppe (r=–0,685, p=0,029).
Die Autoren der aktuellen Studie merken an, dass weitere Studien, die die Netrin-1-Antwort im Glaskörper und Kammerwasser nach Anti-VEGF-Behandlungen untersuchen, weitere Hinweise für neue DME-Behandlungsoptionen liefern könnten.
(isch)