GUANGZHOU (Biermann) – Eine Diabetische Retinopathie (DR) ist bei Typ-2-Diabetikern (T2D) stark mit einem erhöhten Risiko für einen Schlaganfall assoziiert, während das Risiko bei Typ-1-Diabetes (T1D) noch unklar bleibt. Zu diesem Ergebnis sind die Autoren einer aktuellen Veröffentlichung gekommen.
Die Wissenschaftler führten eine systematische Literaturrecherche in PubMed, Web of Science, Embase sowie Cochrane Library (Zeitraum 1976–2022) zu Studien durch, die das Risiko für eine DR und die Inzidenz eines Apoplex untersuchten. Nachfolgend kalkulierte die Arbeitsgruppe die Odds Ratio (OR) sowie die Hazard Ratio (HR) und evaluierte zusätzlich mithilfe einer Subgruppenanalyse die Auswirkung der Form des Diabetes (T2D/T1D) sowie des Schweregrades der DR im Hinblick auf das Apoplex-Risiko.
Die Forscher schlossen 19 Studien (Veröffentlichungen im Zeitraum 1999–2020) mit insgesamt 45.495 Patienten in ihre Meta-Analyse ein. Die Ergebnisse der Qualitätsbewertung zeigten, dass 10 Studien (52,63%) eine hohe sowie 9 Studien (47,37%) eine mittlere Qualität aufwiesen, während keine Studie mit niedriger Qualität in die Analyse aufgenommen wurde. Die Experten ermittelten, dass die gepoolte HR für alle Stadien der DR signifikant mit der HR für einen Schlaganfall assoziiert war (HR 1,62; 95%-KI 1,28–2,06).
In Bezug auf die Form des Diabetes ergab sich eine signifikante Assoziation zwischen der Apoplex-Inzidenz und dem DR-Status bei Patienten mit T2D (OR 1,78; 95%-KI 1,53–2,08), wohingegen sich der Zusammenhang bei Patienten mit T1D als nicht schlüssig und signifikant heterogen erwies (OR 1,77; 95%-KI 0,48–6,61). Darüber hinaus konstatierten die Retinologen, dass sowohl eine milde oder mittelschwere nichtproliferative DR (NPDR) als auch eine schwere NPDR oder eine proliferative DR das Risiko für einen Schlaganfall signifikant steigerten (HR 2,01; 95%-KI 1,45–2,78 und HR 2,27; 95%-KI 1,52–3,39).
Die Autoren empfehlen abschließend, die Untersuchung der Netzhaut im Hinblick auf eine DR unter Verwendung der multimodalen Bildgebung als Routineverfahren eines Apoplex-Screenings in Betracht zu ziehen.
(tt)