NEW YORK (Biermann) — Die mittels optischer Kohärenztomographie-Angiographie (OCTA) ermittelte perfundierte Kapillardichte bringt frühestmögliche Evidenz einer präklinischen diabetischen Retinopathie zutage, wie eine Bildgebungsstudie aus den USA zeigt.
Im Vergleich zu gesunden Kontrollen zeigte sich bei Diabetespatienten ohne klinische Retinopathie eine erhöhte perfundierte Kapillardichte, die die Autoren als autoregulatorische Reaktion auf eine erhöhte metabolischen Beanspruchung interpretieren. Die zu beobachtende Abnahme der perfundierten Kapillardichte bei Diabetespatienten mit nicht proliferativer und proliferativer Retinopathie resultiere dagegen vorwiegend aus einem schrittweisen Verlust an Kapillarsegmenten.
Die Studienpopulation bestand aus 40 gesunde Kontrollpersonen, 36 Diabetespatienten ohne klinische Retinopathie, 39 Diabetespatienten mit nicht proliferativer Retinopathie und 38 Diabetespatienten mit proliferativer Retinopathie. Bei allen Teilnehmern wurde eine 3x3 mm große parafoveale OCT-A-Aufnahme angefertigt. Die avaskuläre Zone im Bereich der Fovea (FAZ) wurde manuell umrissen und anschließend wurden Fläche und Grenze der FAZ sowie der Acircularity Index ermittelt. Ausgehend von der Grenze der FAZ zogen die Autoren 7 jeweils 200 µm breite ringförmige Segmente um die FAZ. Die perfundierte Kapillardichte des jeweiligen ringförmigen Segmentes war definiert als die perfundierte Kapillarfläche geteilt durch die Ringfläche nach Subtraktion der nicht kapillären Blutgefäßflächen.
Bei den Diabetespatienten ohne klinische Retinopathie war ein durchgehend höhere perfundierte Kapillardichte zu beobachten als bei den gesunden Kontrollen – und dies in allen 7 Ringsegmenten. Statistische Signifikant wurde in dem am weitesten innen liegenden Ringsegment erreicht (FAZ-Grenze bis 200 μm nach außen; 36,6±3,30% vs. 33,6±3,98%; p=0,034). Die Teilnehmergruppen mit nicht proliferativer und proliferativer Retinopathie zeigten eine progressiv abnehmende perfundierte Kapillardichte. Unterschiede in allen anderen FAZ-Parametern zwischen den Diabetespatienten ohne klinische Retinopathie und den gesunden Kontrollen waren statistisch nicht signifikant.
Aus diesen – mit früheren Studien konsistenten – Ergebnissen schlussfolgern die Autoren, dass die optische Kohärenztomographie-Angiographie (OCTA) Potential als klinisches Werkzeug zum frühzeitigen und objektiven Nachweis einer präklinischen diabetischen Retinopathie hat.
(nec)