NEW HAVEN (Biermann) – Eine aktuelle Studie aus den USA hat gezeigt, dass ein erheblicher Anteil an Patienten mit diabetischer Retinopathie (DR) nichts von seiner Erkrankung weiß. Die Ergebnisse der Studie legen laut den Autoren nahe, dass die Bemühungen, eine DR frühzeitig zu diagnostizieren und zu therapieren, verstärkt werden sollten, um die Rate vermeidbarer Erblindungen zu verringern.
Die Wissenschaftler nahmen 5563 Personen (Alter ≥40 Jahre), die zwischen 2005 und 2008 am Forschungsprogramm des National Center for Health Statistics (USA) zum Gesundheits- und Ernährungszustand in der Bevölkerung teilnahmen, in die Studie auf. Die Arbeitsgruppe bestimmte zwischen 2018 und 2020 die Prävalenz der Patienten mit DR, die nichts von der Diagnose wussten, und ermittelte mithilfe deskriptiver Statistiken sowie logistischer Regression Zusammenhänge, die mit der Unwissenheit der DR-Diagnose assoziiert waren.
Die Forscher analysierten anhand von bildgebender Diagnostik des Fundus, dass die Prävalenz der unwissenden Patienten mit DR bei 10,6% (9,8 Mio.) lag. Unter diesen gaben 23,1% der Patienten (2,9 Mio.) an, an einem Diabetes mellitus (DM) zu leiden und 6,8% der Patienten (6,9 Mio.) wussten ebenso nichts von dieser Diagnose.
In der Gruppe der Patienten, die von ihrem DM wussten, bestand eine Korrelation zwischen DR-Unwissenheit und einer Diabetesdauer >10 Jahre (OR 3,15; 95%-KI 1,78–5,56), HBA1c-Wert ≥ 6,5% (OR 2,92; 95%-KI 1,65–5,18) sowie einer Monotherapie mit Insulin (OR 4,04; 95%-KI 1,43–11,39). Ein angegebener Hypertonus war mit einer verringerten Wahrscheinlichkeit für eine nicht diagnostizierten DR assoziiert (OR 0,48; 95%-KI 0,28–0,82).
In der Gruppe der Patienten, die von ihrem DM nichts wussten, bestand eine Korrelation zwischen DR-Unwissenheit und höherem Alter (OR 1,02; 95%-KI 1,01–1,04), männlichem Geschlecht (OR 1,83; 95%-KI 1,31–2,56), schwarzer Hautfarbe (OR 1,81; 95%-KI 1,12–2,92), hispanischer Ethnie (OR 1,60; 95%-KI 1,14–2,25), Bluthochdruck (OR 1,54; 95%-KI 1,23–1,94), Nikotinkonsum (OR 1,74; 95%-KI 1,21–2,51) sowie anamnestischem Nikotinkonsum (OR 2,20; 95%-KI 1,06–4,58).
(tt)