GUJARAT (Biermann) — Das sogenannte Dead Bag-Syndrom beschreibt die späte Dislokation einer Intraokularlinse (IOL) nach Katarakt-Operation in einer Kapsel, die postoperativ keine Anzeichen von Fibrose oder proliferativen Veränderungen zeigte und letztlich instabil wurde.
Eine prospektive interventionelle Fallserie zu diesem Phänomen evaluierte das demographische Profil, die möglichen Risikofaktoren und auch die Ergebnisse nach einem IOL-Austausch bei späten IOL-Dezentrierungen.
Eingeschlossen wurden 46 Augen von 43 Patienten, die eine späte Dezentrierung/Dislokation der IOL und eine spontane Ruptur der hinteren Kapsel bei klarem und relativem Kapselsack aufwiesen. Bei allen Augen wurde die dezentrierte/dislozierte IOL in Zusammenhang mit einer Pars plana-Vitrektomie entfernt und eine intrasklerale Fixation einer dreiteiligen faltbaren IOL vorgenommen. Keines der Augen wies eine signifikante Zonulaschwäche auf. Haupt-Augenmerk lag auf dem demographischen Profil, den damit verbundenen Risikofaktoren, den visuellen Ergebnissen und den postoperativen Ergebnissen nach IOL-Austausch.
Bei insgesamt 30 Augen kam es zu einer Dezentrierung der IOL im Kapselsack, bei 16 Augen zu einer vollständigen Dislokation der IOL in den Glaskörperraum. Das Durchschnittsalter (SD) der Patienten betrug 68,7 +/- 8,9 Jahre, und 91 % der Patienten waren männlich. Bei 36 Patienten bestand eine unilaterale Problematik, während sieben ein bilaterales Deadbag-Syndrom mit oder ohne klinisch signifikante IOL-Dezentrierung aufwiesen. Die mittlere Zeitspanne von der primären Kataraktoperation bis zur Reoperation betrug 16,8 Jahre. Mehr als 50 % der Augen hatten eine axiale Myopie (Achsenlänge >24 mm). Nur vier Augen (9,3%) zeigten eine Pseudoexfoliation. Die mittlere Nachbeobachtungszeit (SD) nach der IOL-Austauschoperation betrug 10,9 +/- 9,8 Monate. Die einteilige hydrophobe Acryl-IOL war die am häufigsten explantierte IOL. Intraoperativ wurde in 71,7 % (31) der Augen ein Soemmering-Ring festgestellt. Bei 87 % der Augen kam es nach der Operation zu einer Verbesserung des korrigierten Fernvisus (CDVA), wobei 95 % der Augen einen CDVA von ≤ 0,3 logMAR aufwiesen. Postoperative Komplikationen waren ein vorübergehender Anstieg des Augeninnendrucks bei acht Augen (17 %) und ein zystoides Makulaödem bei sechs Augen (13 %). Drei Augen hatten ein vorbestehendes Glaukom, das bei der Nachuntersuchung weiter kontrolliert blieb. Die Ergebnisse der Operation waren insgesamt zufriedenstellend.
Als Haupt-Risikofaktoren für ein Dead Bag-Syndrom wurden männliches Geschlecht und eine axiale Myopie ausgemacht. Eine Beidseitigkeit des Phänomens und das Vorhandensein eines Soemmering-Rings in der Mehrzahl der Fälle wurde als weiter zu untersuchendes Ergebnis eingestuft. Schlussfolgerungen: Die Hauptrisikofaktoren für das Deadbag-Syndrom waren das männliche Geschlecht, die axiale Myopie und die Dauer des Ereignisses der hinteren Kapselruptur nach der Kataraktoperation. Die Zweiseitigkeit und das Vorhandensein des Soemmering-Rings in der Mehrzahl der Fälle seien neue Beobachtungen, die weitere Untersuchungen rechtfertigen würden, so die Autoren der Studie. (ak)
Dead Bag-Syndrom
Risikofaktoren und interessante Befunde zur IOL-Dezentrierung identifiziert
20. Mai 2025
Autoren: Nath V et al.
Korrespondenz: icirc@abhayvasavada.com
Studie: Clinical Features, Risk Factors, and Outcomes Following Surgery for Late Intraocular Lens Decentration in the Dead Bag Syndrome
Quelle: Am J Ophthalmol. 2025 Apr:272:38-47.
Web: https://doi.org/0.1016/j.ajo.2025.01.008.
