Dead Bag-Syndrom

Risikofaktoren und interessante Befunde zur IOL-Dezentrierung identifiziert

20. Mai 2025

GUJARAT (Bier­mann) — Das soge­nann­te Dead Bag-Syndrom beschreibt die späte Dislo­ka­ti­on einer Intraoku­lar­lin­se (IOL) nach Kata­rakt-Opera­ti­on in einer Kapsel, die post­ope­ra­tiv keine Anzei­chen von Fibro­se oder proli­fe­ra­ti­ven Verän­de­run­gen zeigte und letzt­lich insta­bil wurde.
Eine prospek­ti­ve inter­ven­tio­nel­le Fall­se­rie zu diesem Phäno­men evalu­ier­te das demo­gra­phi­sche Profil, die mögli­chen Risi­ko­fak­to­ren und auch die Ergeb­nis­se nach einem IOL-Austausch bei späten IOL-Dezentrierungen.
Einge­schlos­sen wurden 46 Augen von 43 Pati­en­ten, die eine späte Dezentrierung/Dislokation der IOL und eine spon­ta­ne Ruptur der hinte­ren Kapsel bei klarem und rela­ti­vem Kapsel­sack aufwie­sen. Bei allen Augen wurde die dezentrierte/dislozierte IOL in Zusam­men­hang mit einer Pars plana-Vitrek­to­mie entfernt und eine intras­kle­r­a­le Fixa­ti­on einer drei­tei­li­gen falt­ba­ren IOL vorge­nom­men. Keines der Augen wies eine signi­fi­kan­te Zonu­lasch­wä­che auf. Haupt-Augen­merk lag auf dem demo­gra­phi­schen Profil, den damit verbun­de­nen Risi­ko­fak­to­ren, den visu­el­len Ergeb­nis­sen und den post­ope­ra­ti­ven Ergeb­nis­sen nach IOL-Austausch.
Bei insge­samt 30 Augen kam es zu einer Dezen­trie­rung der IOL im Kapsel­sack, bei 16 Augen zu einer voll­stän­di­gen Dislo­ka­ti­on der IOL in den Glas­kör­per­raum. Das Durch­schnitts­al­ter (SD) der Pati­en­ten betrug 68,7 +/- 8,9 Jahre, und 91 % der Pati­en­ten waren männ­lich. Bei 36 Pati­en­ten bestand eine unila­te­ra­le Proble­ma­tik, während sieben ein bila­te­ra­les Dead­bag-Syndrom mit oder ohne klinisch signi­fi­kan­te IOL-Dezen­trie­rung aufwie­sen. Die mitt­le­re Zeit­span­ne von der primä­ren Kata­rak­t­ope­ra­ti­on bis zur Reope­ra­ti­on betrug 16,8 Jahre. Mehr als 50 % der Augen hatten eine axiale Myopie (Achsen­län­ge >24 mm). Nur vier Augen (9,3%) zeig­ten eine Pseu­do­ex­fo­li­a­ti­on. Die mitt­le­re Nach­be­ob­ach­tungs­zeit (SD) nach der IOL-Austau­sch­ope­ra­ti­on betrug 10,9 +/- 9,8 Monate. Die eintei­li­ge hydro­pho­be Acryl-IOL war die am häufigs­ten explan­tier­te IOL. Intra­ope­ra­tiv wurde in 71,7 % (31) der Augen ein Soem­me­ring-Ring fest­ge­stellt. Bei 87 % der Augen kam es nach der Opera­ti­on zu einer Verbes­se­rung des korri­gier­ten Fern­vi­sus (CDVA), wobei 95 % der Augen einen CDVA von ≤ 0,3 logMAR aufwie­sen. Post­ope­ra­ti­ve Kompli­ka­tio­nen waren ein vorüber­ge­hen­der Anstieg des Augen­in­nen­drucks bei acht Augen (17 %) und ein zysto­ides Maku­la­ödem bei sechs Augen (13 %). Drei Augen hatten ein vorbe­stehen­des Glau­kom, das bei der Nach­un­ter­su­chung weiter kontrol­liert blieb. Die Ergeb­nis­se der Opera­ti­on waren insge­samt zufriedenstellend.
Als Haupt-Risi­ko­fak­to­ren für ein Dead Bag-Syndrom wurden männ­li­ches Geschlecht und eine axiale Myopie ausge­macht. Eine Beid­sei­tig­keit des Phäno­mens und das Vorhan­den­sein eines Soem­me­ring-Rings in der Mehr­zahl der Fälle wurde als weiter zu unter­su­chen­des Ergeb­nis einge­stuft. Schluss­fol­ge­run­gen: Die Haupt­ri­si­ko­fak­to­ren für das Dead­bag-Syndrom waren das männ­li­che Geschlecht, die axiale Myopie und die Dauer des Ereig­nis­ses der hinte­ren Kapsel­rup­tur nach der Kata­rak­t­ope­ra­ti­on. Die Zwei­sei­tig­keit und das Vorhan­den­sein des Soem­me­ring-Rings in der Mehr­zahl der Fälle seien neue Beob­ach­tun­gen, die weite­re Unter­su­chun­gen recht­fer­ti­gen würden, so die Autoren der Studie. (ak)

Autoren: Nath V et al.
Korrespondenz: icirc@abhayvasavada.com
Studie: Clinical Features, Risk Factors, and Outcomes Following Surgery for Late Intraocular Lens Decentration in the Dead Bag Syndrome
Quelle: Am J Ophthalmol. 2025 Apr:272:38-47.
Web: https://doi.org/0.1016/j.ajo.2025.01.008.

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