SINGAPUR (Biermann) – Eine Arbeitsgruppe aus Singapur hat in einer kürzlich veröffentlichten Studie untersucht, ob SARS-CoV‑2 über die Tränenflüssigkeit übertragen werden kann. Dafür wurden bei 17 COVID-19-Patienten Proben der Tränenflüssigkeit sowie aus Nasopharynx-Abstrichen genommen und einer Virusisolierung und quantitativen Analyse mittels reverser Transkriptionspolymerasekettenreaktion (RT-PCR) zugeführt.
Zudem wurden klinische Daten sowie Informationen bezüglich Patientenalter und ‑geschlecht sowie Symptomen gesammelt und mit den RT-PCR-Ergebnissen korreliert. Zu den untersuchten Augensymptomen gehörten u.a. rote Augen, vermehrte Lakrimation, und Sehstörungen.
Den Autoren zufolge zeigte keiner der rekrutierten 17 Patienten solche Augensymptome. Allerdings entwickelte 1 Patient während seines Krankenhausaufenthaltes eine Bindehautinjektion und Chemosis. Symptome der oberen Atemwege – Husten, Rhinorrhoe und Halsschmerzen – zeigten bei Erstpräsentation 14 der untersuchten Patienten.
Während des Untersuchungszeitraumes wurden insgesamt 64 Proben entnommen: 12 in der ersten Woche mit Symptomen, 28 in der zweiten und 24 in der dritten Woche. Alle Proben zeigten negative Ergebnisse für SARS-CoV‑2 bei Virusisolierung und RT-PCR.
Die Wissenschaftler fanden in diesem Patientenkollektiv keine Hinweise darauf, dass SARS-CoV‑2 über die Tränenflüssigkeit ausgeschieden wird, selbst wenn die Nasopharynx-Abstriche positive Ergebnisse zeigten. Dahingegen konnte gezeigt werden, dass die in Nasopharynx-Abstrichen festgestellte Viruslast für einen Zeitraum von ungefähr 2 Wochen ab dem Auftreten der COVID-19-Symptome erhöht ist.
Die aufgestellte Hypothese der Tränenflüssigkeit als Übertragungsweg des Virus treffe also möglicherweise nicht zu, resümieren die Autoren.
(ac)