SAN FRANCISCO (Biermann) – Kalifornische Augenärzte analysierten in einer retrospektiven Fallserie den Verlauf des Keratokonus bei Kindern mit und ohne Entwicklungsverzögerung. Die Kinder waren zwischen Januar 2018 und April 2019 in Vollnarkose mittels cornealem Crosslinking versorgt worden. Beurteilt wurden unter anderem Komplikationen bei Anästhesie oder Behandlung, der postoperative bestkorrigierte Visus (BCVA), Keratometerwerte (K) und Berichte der Erziehungsberechtigten über das Reiben der Augen.
Analysiert wurden die Akten von neun Patienten (14 Augen), von denen sechs Kinder (66,7%) als entwicklungsverzögert eingestuft wurden. Schon bei Baseline-Untersuchung wurde durch Angehörige über häufiges Augenreiben berichtet. Im Vergleich zu nicht entwicklungsverzögerten Kindern wurde bei entwicklungsverzögerten Kindern die Diagnose Keratokonus später gestellt und die Therapie später eingeleitet (16,0 Jahre bzw. 13,9 Jahre). Auch die Zeit zwischen Diagnose und Crosslinking (20,7 bzw. 8,8 Wochen) war bei entwicklungsverzögerten Kindern länger. Auch war der BCVA geringer (20/7 bzw. 20/40) und es fanden sich häufiger Hornhautnarben (75,0% bzw. 33,3%). Zudem wurden bei entwicklungsverzögerten Kindern steilere Hornhautradien gemessen (54,0 bzw. 50,9 dpt.). Schon bei Baseline-Untersuchung bestand ein einseitiger Visusverlust (50,0% bzw. 0,0%). Alle diese Unterschiede erwiesen sich jedoch nicht als statistisch signifikant.
Komplikationen traten weder in Bezug auf die Narkose noch in Bezug auf den Eingriff auf. Sechs Monate postoperativ waren BCVA und Hornhautradien stabil ohne klinisch oder statistisch signifikante Veränderungen in den einzelnen Messungen. Acht Patienten verringerten oder stoppten das Augenreiben postoperativ.
Das corneale Crosslinking könne somit als effektive und sichere Prozedur auch bei entwicklungsverzögerten Kindern angesehen werden, bei denen eine Vollnarkose benötigt werde, da unter Lokalanästhesie keine ausreichende Mitarbeit zu erwarten sei, so die Autoren.
(ak)