ZÜRICH (Biermann) – Schweizer Augenärzte befassten sich in einer retrospektiven interventionellen Fallserie kürzlich mit der Frage, inwiefern ein individuelles Protokoll für sehr dünne Hornhäute in der Lage sein könnte, die Progression eines Keratokonus zu stoppen.
Eingeschlossen wurden 39 Augen mit progressivem Keratokonus und einer Hornhaut-Stromadicke von 214–398 µm. Die UV-Bestrahlung wurde mit 3mW/cm2 und in Bezug auf die jeweilige Hornhautdicke individualisierter Expositionszeit durchgeführt. Prä- und postoperativ wurden bestkorrigierter Fernvisus (CDVA) und Refraktion gemessen sowie eine Untersuchung mit der Scheimpflug-Kamera und dem Vorderabschnitts-OCT durchgeführt. Primäre Endpunkte waren ein Stoppen der Keratokonus-Progression nach zwölf Monaten postoperativ und die Tiefe der stromalen Demarkationslinie (DL).
Von den eingeschlossenen 39 Augen zeigten 35 Augen (90%) eine Stabilität des Keratokonus nach zwölf Monaten. Keines der Augen wies eine Endothel-Dekompensation auf. Eine signifikante Korrelation fand sich zwischen der Tiefe der Demarkationslinie und der Bestrahlungszeit (r=+0,448, p=0,004), nicht aber zwischen der Tiefe der DL und der Veränderung des Kmax (r=-0,215, p=0,189). Es fand sich eine signifikante Veränderung (p<0,05) der Hornhautdicke an der dünnsten Stelle (-14,5 +/- 21,7μm), des Kmax (-2,06 +/- 3,66 dpt) und der Dichte (+2,00 +/- 2,07 GSU). Für den bestkorrigierten Fernvisus (p=0,611), sphärische (p=0,077) und torische Refraktionswerte (p=0,915) fanden sich keine signifikanten Veränderungen.
Das Sub-400-Protokoll standardisiere die Behandlung sehr dünner Hornhäute und könne die Progression des Keratokonus mit einer Erfolgsrate von 90% innerhalb von zwölf Monaten aufhalten. Das Protokoll erlaube die Behandlung von Hornhäuten bis zu einer Dicke von 214 µm, so die Autoren der Studie. Die Tiefe der cornealen Demarkationslinie ermögliche jedoch keine Vorhersage des Behandlungserfolgs. (ak)