PALO ALTO (Biermann) – Eine im „Ophthalmology“ publizierte retrospektive Analyse legt offen, dass viele Patienten nach der Diagnose einer Chorioretinitis centralis serosa (CCS) weiterhin systemische Kortikosteroide verschrieben bekommen, obwohl bekannt ist, dass Steroide zur CCS-Entwicklung beitragen können. Aufgrund ihrer Ergebnisse fordern die US-amerikanischen Autoren eine stärkere Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten, um sicherzustellen, dass evidenzbasierte Empfehlungen in der Praxis umgesetzt werden.
Zur Analyse der Häufigkeit systemischer Kortikosteroidverordnungen vor und nach der Diagnose einer CCS wurde eine national repräsentative Stichprobe von kommerziell Versicherten ausgewählt, die zwischen 2007 und 2015 betreut wurden. Die Autoren haben die Studienpopulation auf Patienten mit CCS-Vorfällen beschränkt. Patienten mit anderen schwerwiegenden ophthalmologischen Komorbiditäten wurden ausgeschlossen. Als Kontrolle wurde eine Nicht-CCS-Vergleichskohorte auf die CCS-Patienten hinsichtlich Alter, Geschlecht, allgemeine Gesundheit (Charlson-Comorbidity-Index) und geografische Region angepasst.
Die systemischen Kortikosteroidverordnungen wurden vor und nach der CCS-Diagnose sowie hinsichtlich der Diagnose-stellenden Personengruppe (Optiker versus Augenarzt) verglichen. Die Wahrscheinlichkeit, Steroide als CCS-Patient versus Kontrollperson zu erhalten wurde mittels logistischer und Cox-Regression ermittelt. Zielgrößen waren: die Häufigkeit systemischer Kortikosteroidverordnungen bei CCS-Patienten innerhalb von 12 Monaten vor der Diagnose und 6, 12 und 24 Monate nach der Diagnose, die durchschnittliche Zeit bis zum Einsatz und bis zum Absetzen von Steroiden sowie die Wahrscheinlichkeit, Steroide nach der CCS-Diagnose als Patient bzw. als Kontrolle zu erhalten.
Es konnten 3418 CCS-Patienten identifiziert werden. Fast 39% (n=1326) wurden systemische Steroide während des Analysezeitraums verschrieben, verglichen mit 23% bei der Kontrollgruppe (4033 von 17.178 Patienten). Über 12% der CCS-Patienten (n=430) erhielten innerhalb eines Jahres vor der Diagnose Steroide, und fast 12% (n=404) erhielten innerhalb eines Jahres nach der Diagnose Steroide. Die meisten Patienten, die Steroide nach der Diagnose erhielten, waren steroid-naiv (n=231). Das am häufigsten verschriebene Steroid war orales Prednison (ca. 1 Monat).
Bei den CCS-Patienten verging durchschnittlich mehr Zeit bis zur ersten Steroidverschreibung nach der Diagnose (1,82 Jahre versus 0,50 Jahre bei Kontrollen) und mehr Zeit bis zur letzten Steroidverschreibung (1,62 Jahre versus 0,35 Jahre bei Nicht-CCS-Patienten). Obwohl CCS-Patienten im Vergleich zu den Kontrollpersonen 6 Monate nach der Diagnose signifikant seltener Steroide erhielten (Odds Ratio=0,72, 95%-Konfidenzintervall 0,59–0,89), erhielten sie 2 Jahre nach der Diagnose signifikant häufiger Steroide.
Die Verschreibungsmuster der CCS-Patienten, die von einem Augenarzt diagnostiziert wurden ähnelten den Verschreibungsmustern der Patienten, die ihre Diagnose von einem Augenoptiker erhielten.
(isch)