TÜBINGEN (Biermann) – Die Chorioideremie (CHM) ist eine seltene, degenerative, genetisch bedingte Netzhauterkrankung, die auf eine Mutation des CHM-Gens zurückzuführen ist und zu einem Fehlen des funktionellen ras-assoziierten Rab-„Escortprotein“ 1 (REP1) führt. Es gibt derzeit keine zugelassene Behandlung für CHM. Eine Gentherapie mit einem Adeno-assoziierten Virusvektor, der eine funktionelle Version des CHM-Gens liefern soll, zeigte nun im Rahmen einer Phase-II-Studie eine Aufrechterhaltung oder Verbesserung der Sehschärfe in behandelten Augen, jedoch ohne signifikanten Unterschied zu den Kontrollaugen.
Ziel der offenen, randomisierten, klinischen Phase-II-Studie namens THOR war es, die Sicherheit und Wirksamkeit der Gentherapie mit einem Adeno-assoziierten Virusvektor (AAV2) zu untersuchen. Die Daten von 6 Männern mit einer molekular bestätigten CHM-Diagnose wurden vom 11. Januar 2016 bis zum 26. Februar 2018 gesammelt.
Die Patienten erhielten AAV2-REP1 durch einmalige subretinale Injektion von 0,1 ml 10exp11 Genompartikeln während der Vitrektomie in ein Auge, das nach dem Zufallsprinzip für die Behandlung ausgewählt wurde. Primärer Endpunkt war die Änderung der bestkorrigierten Sehschärfe (BCVA) im Chart der Early-Treatment-Diabetic-Retinopathy-Studie von Baseline bis zum 24. Monat im behandelten Auge versus Kontrollauge. Zu den sekundären Endpunkten zählten Mikroperimetrievariablen, Änderungen der Fundus-Autofluoreszenz und Spectral-Domain-Optische-Kohärenztomographie-Auswertungen.
Baseline war das Durchschnittsalter (SD) der 6 in die Studie einbezogenen Männer 54,9 (4,1) Jahre. Der mittlere BCVA-Score betrug 60,3 (13,4) (ungefähr 20/63 Snellen-Äquivalent) in den Studienaugen und 69,3 (20,6) (ungefähr 20/40 Snellen-Äquivalent) in den Kontrollaugen.
Nach 24 Monaten war die BCVA-Veränderung 3,7 (7,5) in den behandelten Augen und 0,0 (5,1) in den Kontrollaugen (Differenz 3,7; 95%-Konfidenzintervall [KI] –7,2 bis 14,5; p=0,43). Die mittlere Änderung der Netzhautsensitivität lag bei 10,3 (5,5) dB in den behandelten Augen und 9,7 (4,9) dB in den Kontrollaugen (Differenz 0,6; 95%-KI –10,2 bis 11,4; p=0,74). Insgesamt wurden 28 unerwünschte Ereignisse gemeldet. Alle stimmten mit dem chirurgischen Eingriff überein (zum Beispiel Hyperämie der Bindehaut oder Fremdkörpergefühl); keiner wurde als schwerwiegend angesehen.
Weitere Untersuchungen könnten die Wirksamkeit und Sicherheit der Gentherapie mit AAV2-REP1 bei CHM genauer bestimmen, so die Studienautoren abschließend.
(isch)