TAIPEH (Biermann) – In einer aktuellen Arbeit schätzten die Wissenschaftler das Risiko einer Alzheimer-Krankheit (AD) im Zusammenhang mit der langfristigen Verwendung topischer Antiglaukomata bei Glaukompatienten mittleren und höheren Alters ab und verglichen das AD-Risiko zwischen verschiedenen Glaukom-Subtypen.
In dieser landesweiten bevölkerungsbasierten Kohortenstudie wurden Versicherungsdaten aus Taiwans National Health Insurance Research Database zwischen 2008 und 2019 verwendet. Die Teilnehmer waren Erwachsene im Alter von >45 Jahren mit oder ohne Glaukom. Insgesamt schlossen die Wissenschaftler 202.000 Teilnehmer in ihre Studie ein, davon 101.000 in jeder Gruppe (Glaukom- und Kontrollgruppe). Die Teilnehmer mit Glaukom mussten seit >90 Tagen eine einzelne antiglaukomatöse Medikation (einschließlich α2-adrenerge Agonisten, cholinerge Agonisten, Betablocker, Prostaglandinanaloga und Pilocarpin) erhalten haben. Personen mit bestehender Alzheimer-Diagnose wurden ausgeschlossen.
Die Forscher ermittelten für Glaukompatienten, die eine Monotherapie mit einem topischen Alpha-2-Adrenozeptor-Agonisten erhielten, ein signifikant höheres AD-Risiko (aHR 1,15; 95%-KI 1,01–1,31) als für Patienten, die Betablocker erhielten. Das Glaukom wurde in primäres Offenwinkelglaukom (POWG), Normaldruckglaukom (NTG), primäres Winkelschließungsglaukom (PWG) und nicht spezifiziertes Glaukom eingeteilt. Unabhängig von der Art des Glaukoms wurde für Personen mit Glaukom ein signifikant höheres Risiko für AD im Vergleich zu Personen ohne Glaukom gezeigt (POWG: aHR 1,23; 95%-KI 1,08–1,40; NTG: aHR 1,49; 95%-KI 1,19–1,85; PACG: aHR 1,35; 95%-KI 1,19–1,52; nicht spezifiziertes Glaukom: aHR 1,36; 95%-KI 1,23–1,50).
Topische alpha-2-adrenerge Agonisten könnten, den Wissenschaftlern zufolge, im Vergleich zu Betablockern ein erhöhtes AD-Risiko bei Personen mit Glaukom darstellen. Dementsprechend empfehlen die Forscher diese mit Bedacht einzusetzen, insbesondere bei Personen mittleren Alters und älteren Menschen. Zudem deuten die Ergebnisse der Forscher darauf hin, dass ein Glaukom das Risiko für eine Alzheimer-Krankheit unabhängig vom Subtyp des Glaukoms erhöhen kann.
(sas)