PALO ALTO (Biermann) — Intravitreale Injektionen (IVI) können bei einer Vielzahl an intraokularen Erkrankungen eingesetzt werden. Die Zahl der durchgeführten IVI steigt stetig an. Ob diese Eingriffe sich jedoch auf andere Erkrankungen und Operationen auswirken, ist bisher nicht eindeutig geklärt.
Mit Hilfe des aggregierten Forschungsnetzwerks TriNetX wurde daher eine retrospektive Kohortenstudie aufgelegt, welche die Komplikationen bei Durchführung einer Kataraktoperation bei Patienten mit und ohne vorherige IVI untersuchte.
Patienten mit einer IVI-Therapie innerhalb von zwanzig Jahren nach einer Kataraktoperation wurden mit Patienten einer Kontrollgruppe verglichen. Zum Ausgleich demografischer, systemischer und okulärer Begleiterkrankungen wurde ein Propensity Score Matching (PSM) durchgeführt. Patienten mit Linsenentfernung oder Pars-plana-Vitrektomie (PPV) vor einer Kataraktoperation wurden aus der Analyse ausgeschlossen.
Wichtigste untersuchte Parameter war die Rate der Netzhautablösung (RD), eine Ablatio-Operation, eine vordere Vitrektomie, das Vorhandensein von Linsenrückständen, dislozierte Intraokularlinsen (IOL), sekundäre Linsenoperationen und eine Endophthalmitis innerhalb von 14, 30 und 90 Tagen nach der Kataraktoperation.
Vor der PSM erhielten 16 356 Patienten eine IVI-Pharmakotherapie, während 512 152 Patienten keine IVI-Pharmakotherapie vor der Kataraktoperation erhielten. Nach der PSM waren es in beiden Gruppen 14.240 Patienten.
Eine höhere Rate (RR 1,34; 95% CI:1,16–1,54) von Gesamtkomplikationen innerhalb von 90 Tagen nach der Kataraktoperation wurde in der Gruppe mit vorheriger IVI (447/13.719 = 3,3%) im Vergleich zu den Kontrollgruppen (340/13.945=2,4%) festgestellt. In der Expositionsgruppe bestand ein erhöhtes Risiko für eine Ablatio-Operation nach 30 Tagen (RR 1,84; 95% CI:1,27–2,66) und 90 Tagen (RR 2,05; 95% CI:1,65–2,54). IVI war nur bei Patienten mit diabetischer Retinopathie (DR) nach 90 Tagen mit einer höheren Rate an vorderen Vitrektomien verbunden (RR 1,24; 95% CI:0,85–1,79). Bei Patienten mit DR und IVI-Exposition wurden mehr Linsenentfernungen, Ablatio-Operationen und Sekundäreingriffe durchgeführt.
Eine frühere IVI-Behandlung stellte somit einen Risikofaktor für Komplikationen nach einer Kataraktoperation und insbesondere für Netzhautablösungen dar. Aus diesem Grund sollte die Anamnese mit möglichen Vorbehandlungen unbedingt vor einer Kataraktoperation berücksichtigt werden. (ak)
Anamnese und Behandlungshistorie beachten!
Frühere IVI erhöht das Risiko für Komplikationen nach Katarakt-Operation
15. April 2025
Autoren: Zhao C et al
Korrespondenz: eubeekoo@stanford.edu
Studie: Risk of Cataract Surgery Complications in Patients With Prior Intravitreal Injection Therapy
Quelle: Am J Ophthalmol. 2025 Apr:272:106-116.
Web: https://doi.org/10.1016/j.ajo.2025.01.004
