PHILADELPHIA (Biermann) – In einer sekundären Analyse der Ergebnisse des Comparison of Age-Related Macular Degeneration Treatment Trial haben US-amerikanische Forscher untersucht, inwieweit sich die Einhaltung von Arztterminen durch Patienten mit altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) auf die Sehschärfen-Outcomes auswirkt. Die Wissenschaftler beobachteten dabei einen positiven Zusammenhang.
AMD-Patienten wurden zwischen Februar 2008 und Dezember 2009 in 44 klinischen Zentren in den USA rekrutiert. Das 2‑Jahres-Studienprotokoll erforderte einen Arztbesuch alle 4 Wochen (alle 21–35 Tage bei insgesamt 26 Besuchen) für monatliche Behandlungen versus solche nach Bedarf mit Bevacizumab bzw. Ranibizumab. Die Analyse erfolgte von November 2018 bis Mai 2019 statt.
Die Terminadhärenz wurde auf 4 Arten gemessen: Gesamtzahl der ausgelassenen Termine, durchschnittliche Anzahl der Tage zwischen jedem Arztbesuch, längste Dauer in Tagen zwischen den Arztbesuchen und Konstanz hinsichtlich der Arztbesuche (Anzahl der 3‑Monats-Zeiträume mit mindestens 1 Arztbesuch). Die durchschnittliche Anzahl der Tage und die längste Dauer in Tagen zwischen den Arztbesuchen wurden außerdem in Kategorien eingeteilt, basierend darauf, ob die Patienten das ihnen zugestandene Zeitfenster für einen Termin einhielten und somit pünktlich waren (28–35 Tage) oder ob sie spät (36–60 Tage) beziehungsweise sehr spät zum Arzt gingen (>60 Tage).
Hauptendpunkt der Untersuchung war die Veränderung in der Sehschärfe (VA) gemessen mit der ETDRS-Tafel (Early Treatment Diabetic Retinopathy Study) zwischen dem Ausgangswert und dem letzten Arztbesuch. Die Studienautoren wendeten lineare multivariate Regressionsmodelle an, um den Zusammenhang zwischen der Einhaltung der Termine und der VA-Veränderung zu analysieren. Dabei wurden Alter, Geschlecht, Ausgangs-VA, verwendeter Wirkstoff gegen den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF), Anzahl der Injektionen und Dosierungsschema berücksichtigt.
Das Durchschnittsalter der in die Untersuchung eingeschlossenen 1178 Patienten lag bei 79,1 (SD 7,3) Jahren, 727 (61,7%) der Teilnehmer waren Frauen. Die durchschnittliche Anzahl ausgelassener Arztbesuche betrug 2,4 (SD 3,1). Insgesamt zeigten 1091 Patienten (92,6%) während des gesamten Studienzeitraumes eine 100%ige Konstanz bei den Arztterminen.
Durchschnittlich vergingen zwischen den Terminen 31,9 (SD 9,1) Tage, die längste Dauer zwischen zwei Arztbesuchen reichte von 28 bis 558 Tagen (Mittelwert 51,8 [SD 30,8] Tage). Im Mittel wurden 2,4 (SD 3,1) Termine verpasst. In einer univariaten Analyse war jeder ausgelassene Termin mit einem VA-Rückgang um 0,6 Buchstaben (95%-KI –0,9 bis –0,3; p<0,001) assoziiert. Die lineare multivariate Analyse zeigte ein ähnliches Ergebnis, wobei jeder verpasste Termin mit einem VA-Rückgang um 0,7 Buchstaben nach 2 Jahren verbunden war.
In Bezug auf die durchschnittlichen Follow-up-Tage wurden 1060 Patienten (90,0%) als pünktlich eingestuft, 108 (9,2%) als verspätet und 10 (0,8%) als sehr verspätet. Die nicht adjustierten finalen VA-Veränderungen lagen in diesen Gruppe bei +6,3 bzw. +1,1 und –10,8 Buchstaben (spät: nicht adjustierte VA –5,2 [95%-KI –8,6 bis –1,8]; sehr spät: nicht adjustierte VA −17,1 [95%-KI –27,8 bis –6,4]; p<0,001). Nach Berücksichtigung der Ausgangs-VA, Alter, Geschlecht, Anti-VEGF-Wirkstoff, Anzahl der Injektionen und Dosierungsplan, fielen die Ergebnisse bei der späten Gruppe um –6,1 Buchstaben (95%-KI –9,6 bis –2,8) und der sehr späten Gruppe um –12,5 Buchstaben schlechter aus (95%-KI –23,0 bis –2,1) als in der Gruppe der Patienten, die ihre Termine pünktlich wahrnahm (p<0,001).
(ac)