GLASGOW (Biermann) – Patienten mit altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) haben Schwierigkeiten, zwischen Gesichtern zu unterscheiden. Britische Wissenschaftler wendeten nun den Caledonian-Face-Test an, um die Auswirkungen der AMD auf die Gesichtswahrnehmung zu quantifizieren. Dabei stellten sie fest, dass sowohl die trockene als auch die feuchte AMD signifikant die Sensitivität bei der Erkennung ganzer Gesichter sowie derer Komponenten wie Nase, Mund und Augen reduzieren. Die Distanzsehschärfe und Kontrastempfindlichkeit sind eng mit der Sensitivität der Gesichtsunterscheidung verbunden. Die Ergebnisse quantifizieren das Ausmaß der Sensitivitätsbeeinträchtigung bei Patienten mit AMD und sagen bestimmte Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben voraus, die auf inneren Merkmalsinformationen beruhen, einschließlich der Erkennung bekannter Gesichter und Gesichtsausdrücke, so das Resümee der Wissenschaftler.
Der Caledonian-Face-Test verwendet ein adaptives Verfahren zur Schwellenmessung von Gesichtsunterscheidungen: die minimale Differenz, die zwischen Gesichtern für eine zuverlässige Unterscheidung erforderlich ist. Die Diskriminierungsschwellen wurden in der Untersuchung für Vollgesichter, äußere Merkmale (Kopfform und Haaransatz), innere Merkmale (Nase, Mund, Augen und Augenbrauen) und Formen (Non-Face-Aufgabe) gemessen. Probanden waren 20 Patienten mit trockener AMD (logMAR VA=0,14 bis 0,62), 20 Patienten mit feuchter AMD (0,10 bis 0,60) und 20 im Alter vergleichbare Kontrollpersonen (–0,18 bis +0,06).
Im Vergleich zu den Kontrollpersonen waren die Schwellenwerte für die Full-Face-Unterscheidung bei den Probanden mit trockener bzw. feuchter AMD im Durchschnitt 1,76- bzw. 1,73-mal schlechter. Eine AMD reduzierte auch die Sensitivität gegenüber Gesichtsmerkmalen, aber die Unterscheidung der inneren im Vergleich zu äußeren Merkmalen war überproportional beeinträchtigt. Sowohl die Distanzsehschärfe als auch die Kontrastempfindlichkeit waren signifikante unabhängige Prädiktoren für die Schwellen der Full-Face-Unterscheidung (R2=0,66). Die Sensitivität gegenüber Vollgesichtern nahm um einen Faktor von ungefähr 1,19 pro 0,1 logMAR-Reduktion der Sehschärfe ab.
(isch)